Die Autoren

Theo Saubert, SGV Freiberg

Torspieler Theo

aktiver Spieler, Torspielertrainer, Koordinator Torspieler im NLZ, Autor und Redakteur torspielertraining.de, Sportlicher Leiter TSS Team Sports Solutions

Die Geschichte funktioniert eigentlich fast immer gleich. Am Anfang entscheidet ein Verein: Wir wollen aufsteigen. Dann wird der Kader verstärkt ein neuer Trainer gesucht. Den Spielern werden Versprechungen gemacht. Am Anfang der Saison läuft es zunächst mehr oder weniger gut. Alle sind mehr oder weniger zufrieden. Im Laufe der Vorrunde gibt es Rückschläge und der Abstiegsplatz ist vielleicht näher als der Aufstieg. Oft wird dann Mitte der Saison das Saisonziel als unrealistisch zu den Akten gelegt. Aber nächstes Jahr steigen wir sicher auf! Diese Schema wiederholt sich seit Jahren quer durch alle Ligen immer wieder.

Warum ist das so? Warum ist das Scheitern des Projekts Aufstieg oft schon im Vorfeld erkennbar? Zunächst einmal gibt es beim Fußball einen Faktor, den jeder kennt, aber kaum jemand richtig bewertet: Es gibt einen extrem großen Einfluss des reinen Zufalls. Der Zufall heißt auch Fußball-Gott: „Erst hatten wir kein Glück und dann kam noch Pech dazu“, „weil der Fußball-Gott uns nicht wohlgesonnen ist.“

football 1331838 1280

Je weniger Tore eine Mannschaft schießt, umso mehr ist diese Mannschaft tatsächlich vom Zufall abhängig. Ein Spiel kann immer unerwartet ausgehen oder sich noch drehen. Wir haben schon viele Spiele gesehen, die in der 90. Minute 2:0 standen und bei Abpfiff 2:3. Um ein Tor zu schießen, reichen 20 Sekunden! Das ist in der Bundesliga nicht anders wie in der Kreisliga. Das Spiel endet erst, wenn der Schiri es abpfeift. Bis dahin geht alles. Einen 6:0 Rückstand kann in ca. 3 Minuten ausgeglichen werden!

Jetzt wird im Fußball immer wieder argumentiert: Auf den Zufall haben wir keinen Einfluss. Das stimmt zwar bezogen auf die einzelne Spielsituation, aber es ist falsch bezogen auf eine Liga-Saison. Die robustesten Geschäftsmodelle in der Wirtschaft sind Glücksspiele wie Roulett oder Lotto. Es gibt nichts, was so gut berechenbar ist wie der Zufall! Damit ist auch nichts so gut steuerbar wie der Zufall.

Bevor wir uns aber den im Ligabetrieb wirklich gut steuerbaren Faktor Zufall ansehen, möchten wir auf einen ganz wichtigen Punkt eingehen: Ich werde ein Ziel nur erreichen, wenn ich ein Ziel habe. Ein Team wird das Ziel nur als Team erreichen, wenn das Team dieses Ziel hat. Wenn der Vorstand also den Ausstieg beschließt, stellt sich schon die Fragen: Ist das wirklich das Ziel des Vorstandes oder ist das einfach nur ein Vorwand?

Vorwände für angebliche Aufstiegspläne werden zum Beispiel regelmäßig für die Gewinnung von Sponsoren benötigt oder um Machtpolitik im Verein zu spielen. Sponsoren finden die Story „Wir steigen auf!“ in der Regel gut. Also wird Geld locker gemacht. Damit können jetzt „Wohlstands“-Posten im Verein bezahlt werden oder man kauft einen neuen Trikotsatz oder was auch immer. Davon steigt aber niemand auf. Es geht hier nicht um Alibi-Erklärungen des Vorstandes, sondern den festen unumstößlichen Willen des Vereins zum Aufstieg mit allen Konsequenzen. 

soccer 1457988 1280

Regelmäßig unglaubwürdig und damit unrealistisch ist ein Aufstieg, wenn der Trainer und der Kader sich in der zurückliegenden Saison gerade im Mittelfeld der Klasse halten konnte und keine wirklich nachhaltigen Änderungen gemacht wurden.

Mitunter wird auch kommuniziert, dass man aufsteigen will, um einfach an gute Spieler zu kommen. Diese Strategie führt dazu, dass der Verein unglaubwürdig wird und sein Spielerpotential langfristig verbrennt.

Nach dieser Entscheidung des Vorstands stellt sich die Trainerfrage: Wer kann die Mannschaft in den Aufstieg führen? Jetzt wird ein Trainer ausgewählt, der sich geeignet verkauft. Der Trainer benötigt das fachliche Rüstzeug und das Führungsformat. Bei der fachlichen Eignung, wird häufig nur nach Sprüchen der Kandidaten und formellen Qualifikation-Scheinen beurteilt. Was häufig gar nicht beurteilt wird: Führungsfähigkeit und nachgewiesene Ergebnisse. Das ist tragisch und ein Indiz, dass der Aufstieg scheitert. Fußball ist nun einmal ein Ergebnissport mit messbaren Ergebnisse.

Wirklich wichtig ist: Der Trainer ist die Führungskraft, die die Mannschaft zum Aufstieg führt oder dabei scheitert. Es gibt keine wichtigere Personalentscheidung für den Aufstieg!

nenad bjelica 839453 1280

Damit die Personalentscheidung Trainer richtig ist, muss geprüft werden: Was sind die Ziele des Trainers? Was ist der Antrieb des Trainers? Ist der Trainer wirklich von innen heraus gewillt, Verantwortung zu übernehmen? Wo ist seine Komfortzone – im Klassenerhalt oder im Aufstieg?

Wenn der Trainer selbst nicht an den Aufstieg glaubt, wird der Aufstieg mit diesem Trainer nicht kommen. Das mag durch den Zufall (= Fußballgott) vielleicht doch in sehr seltenen Fällen klappen. Es ist und bleibt aber sehr unwahrscheinlich. In der Regel übernimmt ein Trainer eine Mannschaft mit einer Motivation, die sich auch nicht mehr ändert. 

rage 1564031 1280

Motivationen für den Trainer sind zum Beispiel Ehrgeiz, Geltungsbedürfnis, Freizeitgestaltung, Einrichtung in der Komfortzone, Selbstbestätigung, Familienflucht, soziale Kontakte, Gewohnheit aber auch viele andere Motivationen. Bei all diesen Motivationen wird nur der Ehrgeizige oder der Familienflüchtende überhaupt ein tieferliegendes Interesse am Aufstieg haben. Aufstieg bedeutet für einen Trainer zum Beispiel:

  • mehr Training = mehr Arbeit und weniger Freizeit
  • weitere Anfahrtwege = mehr Fahrtzeit und weniger Freizeit
  • höhere Wahrscheinlichkeit zu Scheitern = negative Selbstbestätigung bzw. mehr Kritik an der Person und weniger Komfortzone
  • mehr Verantwortung = weniger vorgeschobene Gründe und weniger Möglichkeiten sich zu verstecken

Es gibt also offensichtliche Folgen, die einen Aufstieg für einen Trainer mit falschen Motivationen unattraktiv machen können. Jetzt wird in der oberflächlichen Bewertung regelmäßig nur die formelle Ebene reflektiert: „Das ist sein Job, also wird er diesen Job auch ordentlich machen.“ Das mag als Argument vor einem deutschen Arbeitsgericht richtig sein. Allerdings ist der Trainer ein Mensch, der sich mit den Vorwürfen des Partners für mangelnde Gemeinsamkeit oder mit einem inneren Schweinehund auseinander setzen muss. Der Mensch lebt im richtigen Leben und muss sich mit seinem Umfeld auseinander setzten. Das alles behindert den Trainer auf der unterbewussten Ebene und verhindert damit den Aufstieg des Vereins.

Es gibt einen Leitsatz, der wird jedem Piloten, jedem Autofahrer, jedem Motorradfahrer und vielen anderen „Lenkern“ mitgegeben: Du fährst immer dorthin, wo du hinschaust. Für den Fußball heißt das: Schaust du auf das Tabellenende, wirst du dort über kurz oder lang stehen. Schaust du auf Position eins, kannst (nicht wirst) du dort hinkommen. Warum ist das so? Wir entscheiden jeden Tag tausende Entscheidungen ohne darüber nachzudenken. Das Entscheiden erledigt unser Unterbewusstsein fast immer für uns, ohne dass uns die Entscheidung überhaupt bewusst wird. Das geht dem Trainer nicht anders. Der Trainer handelt überwiegend aus dem Unterbewussten heraus, was ihm aber in der Regel nicht klar ist. Dort im Unterbewusstsein sind die nachgelagerten Probleme des Aufstiegs präsent: Noch mehr Training, noch mehr Fahrzeit, noch mehr Arbeit, noch mehr Kritik, noch mehr Streß mit dem Partner, noch weniger Anerkennung, noch weniger Ausreden bei Misserfolg, ….

dart 1943313 1280

Ich empfehle deshalb, unbedingt den Trainer vor der Auswahl sorgfältig zu analysieren und zu beobachten. Für die Suche nach den wahren Motiven kann ein Psychologe, Coach oder ein erfahrener Personaler für die Besetzung von Top-Führungsposition eingesetzt werden. (Über die Rolle eines Mental-Coachs gibt es auf torspielertraining.de ein interessantes Interview mit dem dem Dipl. Mentalcoach Gerhard J. Wittmann) Diese Fachleute können dann vielleicht die unbewusst vorhandenen Grenzen und Motivationen benennen. In höheren Ligen würden wir immer einen Expertenstab die Motivationen des Trainers beurteilen lassen. Damit wird eine Fehlbesetzung der Schlüsselposition Trainer und damit ein Scheitern beim Aufstieg unwahrscheinlicher. (Ausgeschlossen sind Fehlbesetzungen aber nie.)

team 2651913 1280

Wenn Trainer ausgewählt werden, achten Sie bitte generell darauf, dass diese Trainer nicht grundsätzlich die „Schuld“ bei anderen suchen. „Der Kader ist nicht geeignet.“ „Die Qualität einzelner Spieler reicht nicht.“ „Der Schiedsrichter pfeift gegen uns.“ „Der Platz ist nicht gut genug.“ „Der Kader bekommt zu wenig Geld.“ Das und vieles andere sind Vorwände. Es ist keine Kunst mit dem besten Kader eine durchschnittliche Tabellenposition zu erreichen. Es ist die Kunst, mit einem durchschnittlichen Kader aufzusteigen. Das funktioniert nur, wenn der Trainer die Verantwortung übernimmt und nicht Schuldige für Misserfolge sucht. (Das bedeutet nicht, dass Rückschläge nicht gnadenlos aufgearbeitet werden müssen. Es bedeutet aber, dass der Trainer keine Vorwände sucht. Wenn es an anderen liegt und der Trainer keinen Einfluss darauf hat, ist die Trainerstelle wohl überflüssig, oder?) 

An dieser Stelle soll es zum Trainer erst einmal genügen. Es gibt sicher noch weitere Ansatz- und Kriterienpunkte für die gute Trainerwahl. Wir wollen uns jetzt aber auf den Kader konzentrieren.

Prinzipiell empfehlen wir, für jeden Spieler in der Mannschaft ebenfalls eine Analyse der Spieler-Ziele und der verdeckten, nachgelagerten Motivationen zu machen. Die Situation ist für die Spieler ja nicht anders als für die Trainer. Was bedeutet der Aufstieg für den Spieler? Ist er weiterhin Teil der Mannschaft, wenn der Aufstieg kommt? Wie verändert sich sein privates Umfeld? Hat er vielleicht jetzt schon Streß mit dem Partner, weil der Zeitaufwand zu hoch ist? Ist das Training jetzt schon nur eine Plage für ihn? Gerade ältere Spieler haben Kinder im Kindergarten und der Schule. In der Folge gibt es Druck und Streß zu Hause und mehr Zeit für den Verein ist vielleicht ausgeschlossen. Ein Indiz für verdeckte negative Motivationen von Spielern oder mangelnde Druckresistenz kann sein, wenn sehr viele Chancen vor dem gegnerischen Tor verschossen werden. Ein Spieler, der kein echtes Interesse am Aufstieg hat, kann kein Schlüsselspieler im Spielsystem für den Aufstieg sein. In der Regel sollte mindestens die Startaufstellung klar von einem Aufstieg profitieren und keine verdeckten Argumente gegen den Aufstieg haben.

Welche Spielertypen profitieren besonders von einem Aufstieg? Das ist relativ einfach zu beantworten: Es sind die, die wenig Druck im privaten Umfeld und Potential nach oben haben. Ein U23-Spieler, der theoretisch 2 bis 3 Klassen höher spielen könnte, hat ein ureigenes Interesse, sich nach oben zu empfehlen. Also wird er mehr dafür tun, nach oben zu kommen. Er hat zwar den Nachteil, dass vielleicht Erfahrungen und Abgebrühtheit fehlen. Das kann aber über die Saison durch Einsatz ausgeglichen werden. (Im Pokal ist es von entscheidendem Nachteil, weil hier eben Erfahrung und Abgebrühtheit erfolgreicher sind und der Zufall auf Fehler weniger ausgleichend wirkt. Aus diesem Grund sollte man im Pokal mit einem Kader spielen, der mehr Erfahrungen hat.)

football 1275123 1280

Bei den Spielern gilt wie beim Trainer auch ein weiteres Kriterium: Die Spieler müssen kritikfähig sein, dürfen sich nicht verstecken und müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Wenn dies der Fall ist und auf den Willen trifft, unbedingt aufsteigen zu wollen, entstehen echte Investitionen für den Verein. Die Ablösesummen für diese jungen Spieler sind in der Regel extrem attraktiv und im nachfolgenden Klassenerhalt spielen diese Spieler für den Verein eine nicht mehr so wichtige Rolle. Damit kann ein erfolgreicher Aufstieg für den Verein auch richtig profitabel werden.

Ein Problem bei fast allen Nicht-Aufsteigern sind die Absprachen, die mit den Spielern getroffen werden. Dem einen Spieler wird gesagt: „Es geht um Leistung. Streng Dich an!“ Dem nächsten Spieler wird gesagt: „Wenn Du kommst, spielst Du auf jeden Fall.“ Irgendwann kommt es raus. Zu Anfang der Saison ist noch alles weitgehend in Ordnung. Der eine Spieler will sich mit Leistung durchsetzen und der andere Spieler ist noch motiviert. Irgendwann ist aber offensichtlich: Die Leistung spielt keine Rolle. Die Folge ist: Alle Spieler lassen in der Motivation und in der Leistung nach. Damit ist dann bestenfalls der Klassenerhalt noch in greifbarer Nähe. 

Einen Fehler, den man oft im Aufstiegskampf beobachten kann: Die Verträge werden nicht verlängert, sobald der Aufstieg greifbar erscheint. Diese Überlegung stammt aus der klassischen Unternehmensführung mit dem dazu gehörenden deutschen Arbeitsrecht. Mit der fehlenden Verlängerung  schafft man aber Unsicherheit in der Mannschaft. Gerade jetzt wäre es es wichtig, die auslaufenden Verträge neu zu verhandeln und ggf. zu verlängern, um so Sicherheit in der Mannschaft zu schaffen. In den Verträgen kann man Klauseln zur Anpassung mit dem Aufstieg einbinden. Kommt der Aufstieg ergeben sich in jedem Fall Wechselpotitionen, die dann kompensiert werden müssen. Für einen Überhang an ungeeigneten Spielern können dann in der kommenden Saison auch Leihen die Situation entspannen.

Wir haben jetzt den Bereich Motivation in den Grundbegriffen besprochen. Weitergehende Überlegungen müssen situationsbezogen gemacht werden und sollen deshalb jetzt nicht weiter verfolgt werden. 

dice 25637 1280

Kommen wir wieder zum Ausgangspunkt: Wie kann der Zufall im Fußball gesteuert werden? Grundsätzlich ist der Zufall die Folge einer Wahrscheinlichkeit. 

  • Mathematisch betrachtet bedeutet eine Wahrscheinlich von Null, dass etwas ausgeschlossen ist. Im Fußball ist kein Ergebnis ausgeschlossen, egal wie unwahrscheinlich es ist. 
  • Mathematisch bedeutet eine Wahrscheinlichkeit von Eins, dass das Ereignis sicher eintritt. Im Fußball ist kein Ergebnis sicher, egal wie favorisiert ein Gegner ist. Das der feststehende Absteiger dem „sicheren Meister“ die Meisterschaft kostet, ist eher realistisch. Das der Regionalligist den Champions League Favoriten aus dem Pokal schießt, kommt in der Realität vor. 
  • Wahrscheinlichkeiten liegen immer zwischen 0 und 1 bzw. zwischen 0% und 100%, sind aber nie 0 oder 1 bzw. 0% oder 100%.

Das bedeutet für den Aufstieg: Alles ist möglich und wir müssen am Aufstieg mit höchster Konzentration arbeiten und auf alles vorbereitet sein.

Zufall im Ligabetrieb: Gut mit Intensität über das Spiel und die Saison steuerbar

Zufall im Pokal: Weniger steuerbar, weshalb der Pokal immer eine eigene Logik hat.

Wer gewinnen will, muss mehr Tore machen, als der Gegner. Nur wenn ich immer mehr Tore mache als der Gegner, schaffe ich den Aufstieg. Die Zahl der Tore, die eine Mannschaft macht, hängt primär von der Intensität und dem Zug auf das gegnerische Tor ab. Nur wenn ich auf das Tor schieße, kann ich Tore machen. Mit jedem ernst zu nehmenden Schuss auf das Tor habe ich die Chance auf ein Tor. Je öfter ich das mache, um so sicherer werde ich viele Tore schießen. Wenn ich viele Tore schieße, mache ich mich von der Spielsituation sowie vom Einzelergebnis und damit vom für mich negativen Zufall unabhängiger. Wir beobachten oft Spiele, die hören bei der 2:0-Führung auf. Ein 2:0-Führung in eine 2:3-Niederlage zu drehen, ist in 1 Minute möglich. Ich muss also den Gegner konsequent abschießen, wenn ich aufsteigen will.

Wenn man berücksichtigt, dass ein Aufstieg mit einem hohen Torkonto wahrscheinlicher wird, macht es Sinn, nicht nur eine Punkteprämie, sondern auch eine Tordifferenz-Progression auf die Punkteprämie einzubauen. Damit hat dann auch der finanzielle Anreiz die richtige Richtung. Die Mannschaft spielt auf Sieg und „trainiert den Zufall“ in die richtige Richtung.

Mit jedem Schuss auf das Tor verliere ich aber auch den Ball. Ich muss also ebenfalls dafür sorgen, dass die Intensität deutlich steigt, wenn ich gegen den Ball arbeite. Mit „hinten reinstellen“ kann man in Einzelfällen Europameister werden (funktioniert nur in Pokal-Wettbewerben), aber man kann keinen Liga-Aufstieg schaffen. Ein Grundprinzip in jedem Spiel des Aufsteigers muss sein: Wir wollen den Ball! Wir spielen mit unseren Stärken den Gegner an die Wand! 

Dabei bitte aufpassen: Kämpfen und laufen kann jeder. Passspiel, Schnelligkeit, Kombinationsspiel, Variantenspiel, … kann nicht jeder. Die gespielt Stärke muss zur Mannschaft und zum Gegner passen. Wichtig ist, dass der Gegner dem hohen Druck in Kombination mit den Stärken nicht über 90 Minuten stand halten kann. Erhöht der Gegner den Druck, muss die Intensität weiter gesteigert werden. 

corner ball 6566084 1280

Wichtig ist auch, dass die Mannschaft nicht ausrechenbar wird. Trainer neigen dazu, eine Methode / Taktik, die einmal funktioniert hat, dann so lange zu reiten, bis die Gegner die Methode / Taktik durchanalysiert haben und zu jeder Variante mehrere Gegenvarianten entwickelt wurden. Eine Mannschaft, die berechenbar oder sogar ausrechenbar wird, hat den Zufall an den Gegner verloren und wird sicher nicht aufsteigen.

Wer den Zufall auf seiner Seite haben möchte, darf eben nicht ausrechenbar sein. Mit der Unberechenbarkeit ergeben sich dann zufällige, für den Gegner unberechenbare Varianten, die nicht verteidigbar sind. Natürlich muss man unterschiedliche Laufwege trainieren und die Spieler müssen „blind“ wissen, wo die Mitspieler sind. Es werden aber eben unvorhergesehene Varianten benötigt, um den Zufall auf seiner Seite zu haben.

Damit das funktioniert, ist das Training eben nicht nur ein entspanntes Kicken, sondern Training unter extrem hoher Intensität. Nach meiner Beobachtung scheitert der Aufstieg oft genug schon an der Intensität des Trainings. Wer keinen echten persönlichen Nutzen am Aufstieg hat, wird im Training eher einen Gang runterschalten, um einfach etwas gemütlicher durch den Tag zu kommen. Da kommen dann Spieler aus dem Training des „Aufstiegsvereins“ und sagen, dass sie nicht richtig geschwitzt haben. Damit fehlen aber 

  1. Erfahrungen mit hoher Intensität und 
  2. Variantenvielfalt. 
soccer 1490541 1280

Das Fehlen von Variantenreichtum gepaart mit Intensität führt eben dazu, dass im Spiel der Zufall nicht auf der eigenen Seite steht.

Es geht im Fußball nicht um Leistung! Es geht im Fußball darum über das ganze Spiel die volle Leistung ohne Einbruch abzuliefern. Leistung über die gesamte Zeit ist Ergebnis! Ein Spiel kann in 20 Sekunden verloren werden. Um konzentriert die volle Zeit kämpfen zu können, muss trainiert werden. Können sich Spieler nicht über die volle Zeit (nicht nur 90 Minuten!) konzentrieren und die Intensität des Spiels hochhalten oder bei Gegendruck die Intensität weiter steigern, ist das Spiel im schlimmsten Fall verloren. Also muss Konzentration über die volle Spielzeit trainiert werden: Arbeit mit hoher psychischen, physischen und intellektuellen Intensität ohne Einbrüche über die gesamte Spielzeit. Das bedeutet eben auch, dass es Trainingseinheiten mit 120 Minuten (Pokal mit Verlängerung), wenigstens aber über 100 Minuten geben muss.

football 1350779 1280

Damit genügend Varianten zur Verfügung stehen, müssen die Spieler diese Varianten trainieren. Dafür müssen sie häufiger und länger trainieren als die Wettbewerber. Durch die Anzahl der intensiven Trainings können mehr Varianten eintrainiert werden. Dabei können die Varianten durchaus auch von den Spielern entwickelt werden. An dieser Aufgabe kann jeder im Team beteiligt werden. In der Praxis sind Varianten, die von den Spielern entwickelt wurden oft auch besonders kreativ und damit für den Gegner unberechenbar.

Die Variantenanzahl kann aber auch mit der Spielerauswahl selbst gesteigert werden. Besonders kreative und intelligente Spieler lernen schneller und können bei Bedarf mehr Varianten realisieren.  Sie können Varianten von sich aus selbst weiterentwickeln. Kreative und intelligente Spieler sind damit für die Gegner unberechenbarer. Das bringt den Zufall auf die Seite dieser Spieler, solange es nicht zur Überheblichkeit der Spieler führt. Die Überheblichkeit der Spieler einzufangen ist dann wieder Aufgabe des Trainers. Allerdings sind diese Spieler aufgrund ihrer Autonomie auch schwieriger zu führen, weshalb gerade schlechte Trainer mit diesen Charakter nicht zurecht kommen.

football 4698906 1280

Als letzten Punkt möchte ich noch einen Punkt ansprechen, der in der Praxis oft beiseite geschoben wird: Fußball ist ein Ergebnisspiel. Es geht nicht um Schönheit oder persönliche Meinung. Es geht um ein Ergebnis, dass einfach messbar ist. Damit kann nicht jeder umgehen. Es ist egal, wie gut jemand fussballerisch ist und wieviel „Talent“ einem Spieler zugesprochen wird, wenn er unter Druck zusammenbricht. Druckresistenz ist für den Liga-Aufstieg im Fußball wichtig, gerade in der Endphase der Saison oder wenn es in die Relegation geht. Dies sollte bei der Kaderbildung von vorne herein, das heißt vor Beginn der Saison, berücksichtigt werden. Der Aufstieg kommt nur mit einem druckresistenten Team.

Zusammenfassung

Ein Aufstieg ist nie ein sicheres Unterfangen und ein Aufstieg kann ein langfristiges Projekt sein. Damit es möglichst schnell und mit größter Wahrscheinlichkeit klappt, müssen Trainer und Kader so ausgewählt werden, dass sie ein echtes Interesse am Aufstieg und keine verdeckten Grenzen und Antimotivationen haben und die Kommunikation sowie der Einsatz müssen sich klar an der Leistung orientieren. Damit wird fast immer ein aufstiegstauglicher Kader gebildet. Dieser Kader muss intensiver trainieren und in jedes Spiel im Wettbewerb mit der maximalen Intensität auf maximales Torverhältnis spielen. Damit sind die Chancen auf einen Aufstieg maximiert. Das hört sich alles ganz einfach an. Es wird aber leider oft nicht umgesetzt.

Jetzt Beratung zum Aufstieg anfordern.

Kontakt

Pin It on Pinterest

Bitte teile diesen Beitrag!

Geteilte Freude, ist doppelte Freude. Wenn dir dieser Beitrag gefällt, teile ihn bitte.