Dieser Beitrag richtet sich hauptsächlich an

  • Ergebnisverantwortliche Trainer, Koordinatoren und Manager in wirtschaftlich orientiert arbeitenden Vereinen mit Jugendarbeit und deren Spielbetriebsgesellschaften
  • Scouts der Verbände und der erfolgsorientiert arbeitenden Vereine

Für Amateurtrainer ist dieser Text für die Arbeit als Trainer wahrscheinlich weniger interessant.

Voraussetzungen für hochklassigen Fußball

 

Wer hochklassig Fußball spielen will, benötigt dafür herausragende Stärken. Diese Stärken sind zum Beispiel:

  • Mindset
  • Ehrgeiz
  • Disziplin 
  • Wettbewerbsspaß
  • Druckresistenz
  • Charakter
  • Teamfähigkeit
  • Spielverständnis
  • Raumverständnis
  • Dynamisches Denken
  • Technik
  • Taktisches Verständnis
  • Schnelligkeit
  • Kraft
  • Koordination
  • Wendigkeit
  • Führungsfähigkeit 

Allerdings sticht eine Stärke ganz offensichtlich heraus: Die Größe. 

Auffällig ist, dass alle erfolgreichen Mannschaften in den letzten Jahren im Durchschnitt größer geworden sind. Das ist bei der deutschen National-Mannschaft der Fall. Es ist aber zum Beispiel bei der spanischen Nationalmannschaft viel ausgeprägter. Zwar ist die spanische Nationalmannschaft im Schnitt zwei Zentimeter kleiner als die deutsche. Bezogen auf die Grundgesamtheit der Männer ist Deutschland aber mehr als 4 Zentimeter größer als die spanischen Männer. Der Effekt tritt also in anderen Nationen viel stärker auf als in Deutschland.

Wie groß sind die Spieler in den oberen Spielklassen?

Wir haben genau das ausgewertet und haben folgende Verteilungen erhalten

Größen in deutschen Top-Ligen

Dabei umfasst die blaue Kurve alle Spieler die in den oberen 4 Ligen (1., 2., 3. Liga und Regional-Ligen) spielen. Die grüne Kurve enthält nur die Spieler der Bundesliga. Tatsächlich ist es so, dass die Spieler der Bundesliga noch etwas größer sind, als die Top-Spieler der 2. Liga, 3. Liga und der Regionalligen. 

Das bedeutet, die Größe ist ein wichtiges Kriterium für den Erfolg im Fußball. Die Größe spielt nicht nur bei der Sichtung, sondern vor allem beim Kampf um die Top-Verträge eine wichtige Rolle. Dabei wird bei der Besetzung von Kadern für die Bundesliga nur noch auf das Spiel und nicht auf den Messwert Größe geachtet.

Um statistische Fluktuationen bei kleinen Datenmengen, wie zum Beispiel bei der Stichprobe Bundesliga, auszuschließen werden Vergleichskurven mit den statistischen Daten gebildet. Wir haben hier Normalverteilungen für alle Spieler der 1. Liga bis zu den Regional-Ligen, die Spieler der Bundesliga und alle deutschen Männer gebildet. Diese Normalverteilungen sind in diesem Bild dargestellt.

Normalverteilungen Größen Top-Ligen und Deutschland gesamt

Erkennbar ist: Je hochklassiger Fußball gespielt wird, um so größer werden die Spieler. Das ist ein Fakt, der sich nicht wegdiskutieren lässt. Dies lässt sich auch nicht auf Fehler in der Jugendarbeit oder Probleme bei der Sichtung beschränken. Wer größer ist, setzt sich nach oben eher durch.

Warum ist Größe eine herausragende Stärke für Fußballer?

Für eine Position wusste man schon immer: Der Torwart muss groß sein. 

Nur so hat der Torwart überhaupt eine Chance, an entfernte Bälle zu kommen. Dem entsprechend hat es in den letzten Jahren auch kein „Wachstum“ der Torhüter gegeben. Der Wandel zum Konzept des ballorientiert spielenden Torspielers hat eher dazu geführt, dass die Torspieler heute vielleicht sogar etwas kleiner sind.

Aber auch im Feld ist die Größe nicht unwichtig. Wenn ich gegen kompakt hinten stehende Mannschaften spiele, komme ich oft nur mit hohen Bällen durch. Sieger im Kopfballduell ist in der Regel der Größere. 

Aber auch im normalen Spiel im Mittelfeld hat die Größe Vorteile. Wer größer ist, hat längere Beine. Gerade im Zweikampf und beim Unterbinden vom Passspiel sind längere Beine oft von Vorteil.

Wer gegen körperlich spielende Mannschaften spielt, muss den Körper einsetzen. Dabei spielt das Gewicht eine wichtige Rolle. Die Masse des Spielers nimmt mit der Größe etwa quadratisch zu. Wer also 5 % größer ist, hat etwa eine 10 % größere Masse. Im Zweikampf setzen sich oft die Masse, Rumpfstabilität und Gleichgewichsempfinden durch.

Insgesamt ist also bei gegnerischem Ballbesitz die Größe eher ein Vorteil. Dieser Vorteil kommt in den letzten Jahren zunehmend zum Tragen, weil das Spiel schneller und dynamischer geworden ist. Um Ballbesitz zu spielen, muss der Spieler zuerst einmal in den Ballbesitz kommen. Das bedeutet eben Pressing und Balleroberung. Das bedeutet Vorteile von langen Beinen, größerer Masse und mehr Körpergröße.

Ist Größe die einzige oder die wichtigste Eigenschaft eines Spielers?

Natürlich nicht. Größe ist eine Stärke, die bei dem aktuell gespielten Fußball die Anfangsvorteile verstärkt. Für die Spieler sind andere Eigenschaften viel wichtiger. Wer aber gut Fußball spielt, hat einen Vorteil, wenn er größer ist. Andere Eigenschaften bleiben also nach wie vor wichtiger als die Größe. 

Hochklassigen Fußball kann nur von Spielern gespielt werden, die folgende gar nicht oder wenig trainierbaren Eigenschaften mitbringen:

  • Mindset
  • Ehrgeiz
  • Disziplin 
  • Wettbewerbsspaß
  • Druckresistenz
  • Charakter
  • Teamfähigkeit
  • Intelligenz zur Entwicklung von Spielverständnis
  • gute Anlage für räumliches Denken zur Entwicklung von Raumverständnis
  • Fähigkeit und Anlage zur Entwicklung von dynamisches Denken

Diese Eigenschaften sind in der Regel in einer U15 erstmalig wirklich beurteilbar. Manchmal können einzelne Spieler schon früher heraus stechen. Aber die meisten Spieler beginnen erst mit 14 oder 15 Jahren diese Eigenschaften zu zeigen. Gerade bei behüteten Kindern und Jugendlichen entwickeln sich diese Eigenschaften erst später.

Beim Mindset und beim Ehrgeiz sind es in den Jahren vor der U15 eher die Eltern, die Mindset und Ehrgeiz der Kinder im Fußball bestimmen. Erst mit der beginnenden Pubertät lösen sich die Kinder von den Eltern und es zeigen sich die eigenen Einstellungen. Dies ist ein wichtiger Grund für den Absturz so vieler Talente im Alter zwischen 14 und 17 Jahren.

Auch das Raumverständnis und das dynamische Denken beginnen erst in diesem Alter wirklich Wirkung zu zeigen. Wenn aber Raumverständnis und dynamisches Denken noch keine Wirkung zeigen, sind diese Eigenschaften auch nicht beobachtbar.

Die folgenden Eigenschaften sind bei körperlicher Eignung gut trainiertbar

  • Technik
  • Schnelligkeit
  • Kraft
  • Wendigkeit
  • Beweglichkeit
  • Koordination 
  • Taktisches Verständnis 
  • Führungsfähigkeit

Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung ist es genau diese Eigenschaften zu trainieren und damit die Basis zu legen, dass man bei den Jugendlichen dann ein Grundgerüst zur Beurteilung hat. Ich kann Spiel-Verständnis eben nur beurteilen, wenn der Spieler zuverlässig Pässe spielen kann, Bälle stoppen und schießen kann, die notwendigen Laufwege machen kann und sich auch gegen andere Spieler durchsetzen kann.

Gerade der Bereich Kraft und Koordination wird dabei von vielen Trainern im Kinder- und Jugendfußball unterschätzt. Im Zweikampf oder im Kopfballduell setzt sich oft der Spieler durch, der die bessere Sprungkraft, Koordination und Rumpf-Stabilität hat. Haben die Spieler Rumpfstabilität und Koordination in der beginnenden Jugend nicht trainiert, können sie sich in den Zweikämpfen nicht durchsetzen. 

Rumpftstabilität, Schnelligkeit und Koordination sind damit Stärken, die Größe teilweise ausgleichen können. Tatsächlich ist es aber gerade so, dass Größere auf Grund der eigenen Schlacksigkeit eher die Rumpfstabilität trainieren müssen und dementsprechend den Anfangsvorteil der Größe durch einen bessere Rumpfstabilität noch verstärken.

Größe und Wendigkeit

Wendigkeit ist die Eigenschaft, die beschreibt, wie schnell ich die Richtung ändern kann. Dies ist überall wichtig, wo ich auf engen Räumen spielen muss. Wer viele Spieler ausdribbeln muss, tut sich leichter, wenn er kleiner und damit wendiger ist.

Bei der Eigenschaft Wendigkeit ist die Größe eher von Nachteil. Wer groß ist hat einen hohen Schwerpunkt. Ein hoher Schwerpunkt führt zu einem großen Kraftbedarf für Richtungsänderungen. 

Weiterhin sind die Hebelverhältnisse bei Größeren ungünstiger, so dass ein größerer Spieler mehr in Tieflage gehen muss, um Wendigkeit zu gewinnen. Tieflage ist aber anstrengender als eine aufrechte Position. Die Größe führt also zu einer schlechteren Wendigkeit, die nur durch schnellere Ermüdung teilweise ausgeglichen werden kann.

Eine Tieflage macht den Spieler aber auch einschätzbarer und berechenbarer. Damit kann ein kleinerer Spieler einen größeren in der Regel mit einigen wenigen Haken stehen lassen.

Wenn wir uns die Größenkurven der Spieler in den oberen Ligen noch einmal genau ansehen, fällt etwas eigenartiges am Kurvenverlauf auf: bei einer Größe von ca. 1,82 gibt es einen Einbruch, trotz dass das  Maximum bei etwa 1,86 liegt. Das ist für die Statistik in diesem Ausmass ein sehr ungewöhnlicher Effekt.

Größen im Fussball Vergleich Top-Ligen zur Bundesliga

Es wäre aber dann nicht ungewöhnlich, wenn sich zwei konkurrierende Fähigkeiten und Eigenschaften überlagern. Das ist im Fußball tatsächlich der Fall. Hier konkurrieren Größe und Wendigkeit. Eine große Größe ist ein Vorteil. Eine große Größe behindert aber die Wendigkeit, und die Wendigkeit ist auch ein Vorteil.

Der Vorteil Wendigkeit ist wahrscheinlich ab ca. 1,76 absteigend. Genau kann das aus unseren Daten nicht ermittelt werden. Die absteigende Kurve der Wendigen fällt zwischen 1,80 und 1,82 stärker als die aufsteigende Kurve der Großen ansteigt. Dies führt zu einem Überlagerungseffekt, der diesen Einbruch bei 1,82 verursacht.

Auf welchen Positionen gibt es geringere Vorteile durch die Größe?

Die zentralen Positionen sind für das Spiel oft die einflussreichsten und spielentscheidenden Positionen. Hier haben Zweikämpfe, Kopfballduelle, Beinlänge, Stabilität und abgedeckte Fläche einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg. Damit gibt es hier entscheidende Größenvorteile.

Die Faktoren Zweikämpfe, Kopfballduelle, Beinlänge, Stabilität und abgedeckte Fläche spielen auf den Außenpositionen eine geringere Rolle. Deshalb ist Größe auf den Außenpositionen weniger spielentscheidend. Aber auf den Außenpositionen sind offensive Zweikämpfe und Richtungsänderungen wichtiger. Damit haben kleinere Spieler auf den Außenbahnen tendenziell Vorteile aus dem niedrigeren Schwerpunkt, dem geringerem Gewicht und der größeren Wendigkeit. 

Es gibt also durchaus Positionen mit Nachteilen für Größe. Solange die Kinder und Jugendlichen die Prinzipien des Fußballs noch nicht begriffen haben, ist Größe aber auch auf diesen Positionen ein Vorteil. Deshalb werden die Größennachteile auf den Außenpositionen im aktiven Fußball über die Anfangsvorteile der Größe in der Ausbildung und Sichtung oft übersehen. Dies führt zu einer Überkompensation der Nachteile in der Wendigkeit in der Jugendausbildung.

Genau diese Überkompensation der Nachteile in der Wendigkeit im Sichtungsfenster ist auch der Grund, weshalb sich viele Mannschaften auf der Außenverteidiger-Position so sehr schwer tun.

Wir haben grundsätzlich das Problem in der Jugendarbeit, dass wir den Ausbildungsstand beurteilen und diesen dann als Talent interpretieren.

Torspieler Theo

Bewertung der Eigenschaften Wendigkeit versus Größe für die Jugendarbeit – Wie können die Ergebnisse zur Steigerung der Erträge aus den NLZ genutzt werden?

 

Größe und Wendigkeit sind also konkurrierende Stärken, die für den Fußball wichtig sind. Wie aber kann damit umgegangen werden, dass Größe auf allen Positionen im Sichtungsfenster Vorteile bringt, die sich durchsetzen muss? Müssen sich Verbände und NLZ überhaupt damit auseinander setzen?

Ich meine: Ja. Mein Ja hat mehrere Gründe. Zum einen ist es so, dass wir nicht wissen, wohin sich der Fußball in der Zukunft entwickeln würde. Die Art, wie Fußball gespielt wurde, hat sich ja in Folge von kleinen Regeländerungen schon öfter nachhaltig geändert. Dass Größe heute ein so dominanter Faktor ist, ist auch nur das Ergebnis der Änderung der Art, wie Fußball gespielt wird. 

Welche Regeländerungen welche Änderungen der Spielweise nach sich ziehen wissen wir nicht. Deshalb müssen sich Verbände und auch NLZ auf mögliche Änderungen der Spielweise vorbereiten. Eine Möglichkeit, Verbände und NLZ „krisensicherer“ gegen unterschiedliche Spielarten zu machen, ist, eben auf unterschiedliche Spielertypen zu setzen.

Es sind aber nicht nur mögliche Änderungen, die eine Einseitigkeit krisenanfällig machen. Schon in der Vergangenheit haben wir immer wieder „Taktik-Revolutionen“ der Spielweise gesehen. Einzelne Trainer haben immer wieder wesentliche Neuerungen in der Spielphilosophie „erfunden“. 

Diese Taktik-Revolutionen basieren oft darauf, etwas zu machen, was noch niemand zuvor gemacht hat, etwas Bekanntes anders zu machen oder etwas zum Prinzip einer Spielweise zu erheben. Welche Möglichkeiten das aktuelle Regelsystem bietet, ist für uns noch gar nicht absehbar. Es ist also möglich, dass relativ plötzlich eine Spielweise auftaucht, die andere Spielertypen erfordert.

Ein weiterer Grund, den Widerspruch Wendigkeit vs. Größe nicht zu vernachlässigen, ist rein taktischer Natur. Wer keine Alternativen in der Spielweise hat, ist berechenbar bis hin zu ausrechenbar. Damit können sich Gegner auf die Spielweise einer Mannschaft einstellen und vorbereiten. Ich kann die Spielweise beobachten und inzwischen mathematisch modellieren. 

Damit können dann Gegenstrategien berechnet werden. Das Überraschungsmoment fehlt vollkommen. Gibt es keine möglichen Überraschungen, wird der Fußball für die Zuschauer unattraktiver und anfälliger für gut überlegte Gegenstrategien der sportlichen Gegner. 

Wir konnten diese Anfälligkeit zum Beispiel bei der spanischen Nationalmannschaft in den zurück liegenden Jahren sehr gut beobachten. Aber auch die deutsche Nationalmannschaft ist sehr ausrechenbar. Einfach aus diesem Grund wird ein potentieller Kader benötigt, der eine Mannschaft unberechenbar für den Gegner und damit attraktiv für die Zuschauer macht.

Darüber hinaus ist es eben so, dass wir in der Jugendarbeit durch das in der fußballerischen Entwicklung viel zu früh gelegene Sichtungsfenster auf den Außenpositionen auf der Grundlage von Beobachtungen aus Anfangsvorteilen der Größe entscheiden, bei der sich der Anfangsvorteil in der weiteren Entwicklung zum Nachteil entwickelt.

Wirklich wichtig für eine sinnvolle und wirtschaftlich erfolgversprechende Jugendarbeit ist also eine Ausweitung des Sichtungsfensters in einen höheren Altersbereich. Dabei muss unbedingt darauf geachtet werden, dass Talent und nicht Ausbildungsstand beurteilt werden. 

Eine generelle Regel in der Sichtung ist: Haben zwei Spieler das gleiche Spielniveau, ist der Spieler zu fördern, der in der Vergangenheit weniger gefördert wurde. Dieser Spieler ist ja mit schlechterer Förderung genau so weit gekommen und hat damit mehr Entwicklungspotential gezeigt.

Torspieler Theo

Der DFB steht hier allerdings weniger unter Handlungsdruck, als die NLZ von Lizenz-Vereinen mit kleinen Budgets. Der DFB hat ja „nur“ ein Problem auf den Außenverteidiger-Positionen. Die NLZ der finanzschwachen Vereine haben alle ein Kosten- und Erlös-Problem.

Es macht für diese finanzschwachen Vereine wenig Sinn mit den finanzstarken Clubs um die wenigen körperlich großen Top-Talente zu konkurrieren. Die Körpergröße korreliert ja direkt mit Gehältern und Ablösen und damit mit den Kosten. 

Fokussiert sich ein finanzschwacher Verein langfristig auf die preiswerteren kleineren Talente, stärkt dies die finanzielle Basis des Vereins und ermöglicht es diesem Verein Talente wesentlich länger in der Ausbildung zu halten. Damit verbessern sich potenzielle Ausbildungsvergütungen und Ablösen bei niedrigeren Kosten für die Spieler. 

Der Schlüssel für den Erfolg in diesen finanzschwachen NLZ ist eine Antwort auf die Fragen: 

  • Wie kann ich gezielt Talente mit geringerer Körpergröße auf den Außenpositionen entwickeln?
  • Wie sehen sinnvolle Taktiken und Entwicklungskonzepte für kleinere Spieler aus?
  • Wie halte ich das Sichtungsfenster für kleinere Spieler nach oben hin offen?

Was kann der DFB für eine weniger größenbeeinflusste, ausgeglichenere Förderung machen?

Ich glaube nicht, dass der DFB ein extremes Problem hat. Es gibt eigentlich „nur“ ein Außenverteidiger-Problem, dass aber auch nur teilweise auf die Dominanz der Größe zurück geführt werden kann. Aber natürlich kann man auch kleinere Probleme angehen. 

Bei dem Thema Größe kann die Notwendigkeit der Handlung auch mit Gerechtigkeit argumentiert werden. Faktisch interessiert aber das Thema Gerechtigkeit nur die Eltern der Kinder, die mutmaßlich benachteiligt wurden. Der DFB wird zu guter letzt nur an den Titeln gemessen. Niederlage bedeutet Krise und Spott. Sieg bedeutet Deutschland und viele Unbeteiligte sonnen sich im Erfolg der harten Arbeit der vielen DFB- und Verbands-Verantwortlichen.

Wie können der DFB und die Verbände also das Problem „Größenungerechtigkeit“ angehen? Aus meiner Sicht wären Regeländerungen im Kinder- und Jugendfußball, die den Größenvorteil zunächst nivellieren die einfachste Möglichkeit. 

Die Größe wirkt bis zur U13 ganz besonders ausgeprägt im Bereich Zweikampf und bei langen Bälle. Eine einfache Änderung im Kinderfußball könnte zum Beispiel sein, dass Abschläge und Abwürfe über die Mittellinie untersagt sind. 

Dazu könnten Kopfbälle bis zur U13 verboten werden. Es gibt sowieso schon eine länger andauernde Diskussion, welche negativen Auswirkungen Kopfbälle auf die Entwicklung von Kindern hat. Durch ein Verbot von Kopfbällen wird es schwieriger, sich im Spiel über Kopfbälle zu profilieren. Dadurch werden die Außenpositionen immer unwichtiger und die zentralen Positionen immer wichtiger. 

Solch Einschränkungen führen immer zu langfristigen Folgen, die Auswirkungen auf das zukünftige Spiel haben. Wenn ein Torspieler erst ab der C-Jugend Flugbälle über die Mittellinie spielt, ist das ein großer Nachteil zu Torspielern, die schon länger das komplette Repertoire spielen dürfen. Die Erfahrungen, Kraft und Umsetzung von bis zu  mehr als 5 Jahren ist schwer aufzuholen. 

Gleiches gilt für Flanken und Kopfbälle. Das sind zwar, vor allem in der Jugend, verrufene Mittel zum Torerfolg. Aber im höheren Jugend- und Herrenbereich sind Flanke und Kopfball effektive und effiziente Werkzeuge im Spiel aufs Tor und gegen den Ball. Verbietet man solch essenzielle Teile des Spiels, beschneidet man das Fähigkeitsspektrum, dass am Ende der Ausbildung entstehen soll. 

Eine Trennung von größeren und kleineren Spielern ist ebenfalls eine gravierende Fehleinschätzung der Statistiken. Denn ein kleiner Spieler muss lernen, wie er einen größeren und körperlich überlegenen Spieler schlagen kann. Andersrum genau so. Ein größerer Spieler muss lernen, wie einen kleineren Spieler dominieren kann. Das ist Wettbewerb und wenn man diesen auf solche Art und Weise manipuliert, kann das Ergebnis nie zufriedenstellend sein. 

Die einzige sinnvolle Lösung für solche Entwicklungsunterschiede ist eine Verschiebung der karriereentscheidenden Scouting-Fenster. Mit 3 Jahren Erfahrung macht ein halbes Jahr mehr aus, als mit 6 Jahren Erfahrung. Es macht also mehr Sinn ab der C-Jugend erst umfassend zu sichten. Dadurch wird zudem der Druck auf die jungen Fußballer verringert und sie können sich voll auf ihre Entwicklung konzentrieren. Ein kleinerer Spieler kann auch mal ein Jahr mit dem jüngeren Jahrgang mitspielen ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass seine Karriere zu Ende ist. 

Das heißt aber auch, dass der DFB und die NLZ in die Breitenförderung investieren müssen. Denn ein guter Trainer ist der größte und wichtigste Karrierevorteil, den ein Kind haben kann. 

Über Fragen und Diskussionen zum Thema freue ich mich. Bitte nutze dafür das Kontaktformular.

Vielen Dank!

Theo Saubert

Kontakt zu Theo

Technische Realisierung des Projekts

Diese Beschreibung ist für technisch Interessierte und beantwortet die Frage: Wie haben wir die Daten gewonnen?

Als Datenquelle haben wir die Webseite transfertmarkt.de genutzt. Für diese Webseite wurde ein Crawler entwickelt. Crawler sind kleine Programme, die das Internet durchsuchen. Unser Crawler basiert auf cromedrive 86 und Phyton 3.8.1. Damit wurden die Daten von 4.132 Spielern ausgelesen, die zu den Kadern der Mannschaften gehören, die in diesen Ligen spielen:

  • Bundesliga
  • 2. Bundesliga
  • 3. Liga
  • Regionalliga Bayern
  • Regionalliga Süd-West
  • Regionalliga West
  • Regionalliga Nord-Ost
  • Regionalliga Nord

Diese Daten wurden automatisiert ausgewertet.

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