Die Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen sind leider auch im Amateur-Fußball zu spüren. Vereine sperren ihre Plätze, Mannschaften dürfen nicht spielen und Spieler nicht trainieren. 

Die Folgen dieser Zwangspause können für den Spieler mit einer schweren Verletzung, wie einem Kreuzbandriss verglichen werden. Es wird für längere Zeit kein Sport gemacht und nach der Pause muss der Spieler wieder neu aufgebaut werden.

Die Probleme, die diese Maßnahmen mit sich mitbringen sind immens und nicht nur von sportlicher Natur. In diesem Beitrag will ich Probleme und Lösungen für Vereine, Mannschaften und Spieler erklären und darstellen. 

 

Sportliche Probleme

Fitness

Jeder merkt es: Nach einer längeren Sport-Pause fühlt sich eine lockere Einheit an, wie die Hölle.  Sprich: Es braucht eine lange Vorbereitung um diesen Zustand zu vermeiden. Diese lange Vorbereitung wird durch die ungewisse Lage und die damit verbundene Planungsunsicherheit so gut wie unmöglich.

 

Koordination und Intensität

Im eigenen Haushalt wird sehr selten die eigene körperliche Belastungsgrenze erreicht. Bewegungen sind sehr selten im Extrembereich, weder in der Schnelligkeit, noch dem Bewegungsradius. Wenn der Sport dann wieder losgeht, ist das eine sehr kritische Zeit  und mit der Wiederaufbauphase nach einer Verletzung zu vergleichen. Die Intensität in den Bewegungen ist Gewöhnungssache und wenn der Spieler nicht an diese Intensität gewöhnt ist, kann er sich verletzen.

 

Psychische Belastung

Der Fußball verlangt viel von einem Athleten. Vor allem psychische Widerstandsfähigkeit und Stressresistenz . Auch diese wird nicht wirklich im Alltag getestet. Besser gesagt, sie wird nicht so getestet, wie der Fußball sie testet. Das die psychische Widerstandsfähigkeit im Alltag getestet werden kann, weiß jeder der nicht alleine wohnt. Auch hier muss der Spieler wieder herangeführt werden, um auf die Belastung gut vorbereitet zu sein. 

 

Technik

Da das trainieren mit Ball für Spieler so gut wie unmöglich ist, wenn nicht zufällig ein Bolzplatz im Garten versteckt ist, entwickeln viele eine Rundleder-Allergie. Das bedeutet, die technischen Abläufe rosten ein und müssen nach der Pause erstmal wieder entdeckt oder erlernt werden. 

 

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Taktik und gemeinsame Abläufe

Die gemeinsam einstudierten Abläufe und das taktische Verhalten in brenzlichen Situationen ist Übungssache. Wenn die Übung wegfällt und immer weiter zurück liegt gerät das Thema in Vergessenheit. Wenn das Verhalten dann in der Spielsituation abgefragt wird, muss sich der Spieler auf seinen Instinkt verlassen. Das kann gut und schlecht ausgehen und hängt natürlich vom Alter und der Spielklasse ab, aber in den Extremsituationen ist das auf allen Ebenen ähnlich. Mit komplexen Spielsituationen sind die Spieler also meistens ohne Übung überfordert. 

 

Weitere Probleme

Motivation

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn die Gewohnheit Fußball unterbrochen wird, muss diese Gewohnheit erst wieder zur Gewohnheit werden. Das braucht Motivation, die durch eine lange Pause und die Gewöhnung an das warme und kuschlige Bett eventuell gelitten hat. Das bedeutet, dass viele Spieler im Amateurbereich mit dem Fußball abgeschlossen haben könnten, weil sie vielleicht neue Hobbys entdeckt haben oder einfach die Motivation fehlt, das Hobby Fußball noch ernsthaft zu verfolgen. 

 

Soziale Unterforderung

Durch die fehlenden sozialen Kontakte innerhalb der Mannschaft kann es auch hier zu Problemen kommen. Nach nur zwei bis drei Monaten Pause kann es sich teilweise für alle so anfühlen, als würde man eine komplett neu zusammengewürfelte Mannschaft vor sich haben. 

 

Finanzielle Engpässe 

Mit der Corona-Krise leidet die Wirtschaft und damit auch die Privatpersonen. Das kann Einfluss auf den Fußball haben. Äußern kann sich das zum Beispiel in Material-Mangel oder der Mitgliedsbeitrag kann nicht mehr gezahlt werden. 

 

Familiäre Spannung

In so angespannten Zeiten kommt es leider oft zu Streit oder sogar Trennungen. Die Familie, die als Anker fungiert, wackelt oder bricht weg. Auch ein Faktor der durch die Corona-Krise beeinflusst werden kann. 

Natürlich kann eine Familie aus einer solchen Situation auch gestärkt heraus gehen. 

 

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Sportliche Lösungen

Fitness

Damit das Fitness-Level unter einer solchen Pause nicht zu sehr leidet, kann der Spieler laufen gehen. Da gibt es zwei unterschiedliche Arten von Läufen:

Der Grundlagenlauf

Beim Grundlagenlauf ist das Tempo immer konstant. Vorgegeben kann entweder die Zeit oder die Strecke werden. Ein Beispiel: In 30 Minuten müssen 5 Kilometer gelaufen werden. Hier wird die Grundlagenausdauer trainiert. 

Intervalllauf 

Der Intervalllauf ist mit seinem Belastungsmodell deutlich spielnäher als der Grundlagenlauf. Hier gibt es unterschiedliche Phasen, mit unterschiedlichem Tempo und unterschiedlicher Zeit. Ein Beispiel: 5 Minuten Aufwärmen, 5 mal 30 Sekunden Sprint mit 30 Sekunden lockerem Tempo, 4 mal 20 Sekunden Sprint mit 20 Sekunden lockerem Tempo, 3 mal 10 Sekunden mit 10 Sekunden lockerem Tempo. Hier wird die spezifische Ausdauer trainiert. 

Überprüfen kann man solche Läufe über Fitness-Apps. 

Neben Läufen können auch Kraft-, Beweglichkeits- und Schnelligkeitsprogramme zu Hause gemacht werden um eine Verbesserung in diesen Bereichen zu erzielen. 

 

Technik und Koordination

Um die Technik und Koordination der Mannschaft auf einem ansehnlichen Level zu halten, braucht es Selbstverantwortung.  

Es gibt viele Übungen, die der Spieler alleine machen kann um seine Koordination zu trainieren. Genauso gibt es viele Übungen, die man machen kann, um seine Technik zu verbessern. 

Über das Koordinationstraining habe ich drei Artikel mit Sebastian Mundrucs’ Übungen veröffentlicht, die man alleine oder zu zweit durchführen kann. Hier die Links 

Teil 1 Kognitionstraining mit Sebastian Mundruc 

Teil 2 Kognitionstraining mit Sebastian Mundruc

Teil 3 Kognitionstraining mit Sebastian Mundruc

Auch das Techniktraining kann der Spieler alleine übernehmen. Hier ein paar Beispiele vom DFB.

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Intensität

Um den Spieler auf die Intensität in den Bewegungen vorzubereiten, ist das einzige Mittel in solchen Zeiten intensive Läufe. Das ist natürlich nur ungenügend und nicht ungenügend. Allerdings die einzige Möglichkeit. 

Um Verletzungen vorzubeugen müssen die Spieler an die Wettkampfintensität in den Einheiten auf dem Platz herangeführt werden. 

 

Psychische Belastung

Die psychische Belastung von einem Spiel kann zu Hause kaum nachgestellt werden. Auch diese psychische Belastungsintensität muss im Training langsam wieder aufgebaut werden um wettkampffähig zu bleiben. 

 

Taktik und gemeinsame Abläufe

Um das taktische Verständnis auf dem Platz zu verbessern ohne auf dem Platz zu stehen, eignen sich gemeinsame Video-Analysen über Video-Konferenzen. Das bedeutet nicht unbedingt, dass die Spiele gefilmt werden müssen. Es können auch fremde Spiele angeschaut werden. 

Die Video-Analyse muss auch gar nicht lange sein und auch nicht besonders oft statt finden. Es reicht einmal die Woche um das allgemeine taktische Verständnis aufzufrischen. 

 

Weitere Lösungen

Motivation

Die Motivation aufrecht zu erhalten ist in einer solchen Phase extrem schwer, aber auch essentiell. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn sich der Spieler eine Zeit lang nicht mit Fußball beschäftigt, ist die Hürde umso höher, wenn es wieder los geht. 

Um das zu unterbinden, kann zu Hause trainiert werden. Läufe sind zwar unangenehm und machen meistens keinen Spaß, halten aber trotzdem den Rhythmus oben. Die Motivation kommt hier durch die Tatsache der Beschäftigung mit dem Fußball. Im besten Fall werden die Läufe zu Zeiten gemacht, wo das Training normalerweise stattgefunden hätte. So kann sich das Zeitfenster auch freigehalten werden und wenn alles wieder Normal ist, kann dem Training nichts anderes in den Weg kommen. 

Wenn die Läufe zu den Zeiten nicht umgesetzt werden können, kann auch eine kleine Stabieinheit oder ein Mannschaftsabend über diverse Videochats gemacht werden. 

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Fazit

Die Folgen der Corona-Maßnahmen für den Fußball sind aktuell noch nicht abzuschätzen. Klar ist, dass es ernsthafte Folgen geben wird, die nicht zu unterschätzen sind und es für alle das beste wäre, wenn der Ball so schnell wie möglich wieder rollt.

Noch mal meine Einschätzung zu den Folgen:

Im besten Fall merkt man diese Pause in der Zukunft nicht. Im schlechtesten Fall hat Deutschland in der Jugendarbeit das Nachsehen. In anderen Ländern dürfen die Jugendenden Fußball spielen. Das ist natürlich ein Vorteil, der so ähnlich wie beim relative Age einen großen Unterschied machen wird. 

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