Um zu verstehen warum das so ist, betrachten wir die Frage sporttheoretische:
Trainings sind immer nach einem Muster aufgebaut. Charakteristisch gibt es ein Aufwärmen, den Hauptteil und einen Schluss. Für jeden Teil des Trainings gibt es noch mal unterschiedliche Bausteine, die sich auf die Aufgaben oder Fähigkeiten in diesem Teil des Trainings beziehen.
Das Aufwärmen zum Beispiel, kann man in ein allgemein-athletisches Aufwärmen und ein sportartspezifisches Aufwärmen einteilen. Im allgemeinen Aufwärmen werden die wichtigsten sportlichen Einheiten aktiviert, wie zum Beispiel das Kreislaufsystem und die Muskulatur. Auch werden Übungen für die wichtigsten sportlichen Fähigkeiten gemacht, um diese auf die kommende Belastung vorzubereiten. Dazu gehören vor allem die Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit. Auch andere Faktoren, wie Umfeld-Wahrnehmung oder Entscheidungsfindungen kann man im allgemeinen Aufwärmen thematisieren. Dieser Teil ist meistens vor einem Torschuss-Training gegeben.
Im spezifischen Aufwärmen werden die koordinativen und technischen Fähigkeiten auf einander aufbauend wiederholt. Das bedeutet vor allem, dass die Übungen und Techniken zum Ende immer schwerer werden. Hier gehören Passübungen beim Torspieler und natürlich auch die Torwarttechniken dazu.
Wichtig ist auch, dass das Aufwärmen die Fähigkeiten besonders gut aufwärmt, die im Hauptteil besonders intensiv benötigt werden. Einen solchen Teil, der die beim Torschuss gebrauchten Techniken benötigt, findet man bei einem Torschuss-Training selten.
Für den Hauptteil gibt es unterschiedliche Modelle, wie man diesen Teil des Trainings aufbaut.
Es ist aber immer der intensivste Teil des Trainings.
Im Torwarttraining gibt es hier die Methode der Isolation, der Simulation, der Kombination und der Integration.
Zuerst wird eine Technik in die Einzelteile zerlegt und isoliert trainiert. Dann wird der gesamte Bewegungsablauf simuliert. Wenn das gut klappt, kann man andere Techniken hinzufügen und kombinieren und als letzte Schwierigkeit integriert man diese Technik im Mannschaftstraining oder in spielnahen Situationen. Auch diese Art von Aufbau gibt es meistens nicht bei einem Torschuss-Training.
Als Abschluss kommt ein Cool-down, bei dem der Kreislauf wieder runter gefahren wird. Hier gibt es unzählige Varianten, wie das passieren kann, zum Beispiel Lattenschießen.
Eine Torschussübung kann also kein Torwarttraining sein, weil es nicht dem Aufbau einer Einheit entspricht. Ein allgemeines Aufwärmen ist vielleicht gegeben. Aber spätestens bei dem speziellen Aufwärmen für die Torspielertechniken wird es schwer. Man kommt also direkt zur letzten Kategorie im Hauptteil, der Integration. Das kann schlechte Folgen haben, wie zum Beispiel eine Verschlechterung der Technik oder einen angenommene Schutzhaltung. Das sind Ergebnisse, die jeder Torwarttrainer kritisch sieht.
Um es zu einem Torwarttraining zu machen, kann man vor dem Torschuss-Teil einen Torwarttechnik-Teil einbauen. Ein solcher Aufbau würde sporttheoretisch Sinn machen und ein gutes Training abgeben. Wenn die Möglichkeiten nicht da sind, eine Torwarttechnik-Einheit vor dem Torschuss einzuschieben, kann man den Keeper auch von der Mannschaft einschiessen lassen. Die ersten 10 Bälle kommen dann zum Beispiel nur auf den Mann, die zweiten 10 Bälle nur links unten. Das geht so weiter bis alle Ecken und Höhen abgedeckt sind. Dann kann jeder wiederbeliebig aufs Tor schiessen. Das ist zwar kein perfekter Aufbau, aber die Mannschaft und der Torspieler erfahren einen Trainingsreiz und haben so die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln.