Über René Stampler
René Stampler ist treuer Leser von torspielertraining.de. Außerdem ist er Torspielertrainer in der 3. österreichischen Liga beim SC Kalsdorf. Genau aus diesem Grund ist er ein guter Interviewpartner, da er kompetent über das dortige Ausbildungssystem sprechen kann.
Interview
Theo: Warum bist du Torspielertrainer geworden?
René: Weil es schon immer meine Leidenschaft war, mit Menschen zu arbeiten. Die An- und Herausforderungen an die zukünftigen Torwarttrainer motiviert mich jetzt schon mehr zu machen und immer alles zu geben.
Theo: Du trainierst ja die Keeper des SC Kalsdorf in der 3. österreichischen Liga. Was sind deine Ziele? Wo willst du noch hin als Torspielertrainer?
René: Kurzfristig sportlich gesehen, ist es klar der Klassenerhalt mit Kalsdorf und die Entwicklung der Keeper. Persönlich will ich den nächsten Schritt machen, in Österreich oder im Ausland. Ich bin offen für NLZ´s bis hin zum Herrenbereich, da ich in allen Bereichen schon mehrjährige Erfahrungen sammeln konnte.
Im letzten Jahr hat sich bei mir Vieles entwickelt. Die Zusammenarbeit mit Michael Rechner (TSG Hoffenheim) und Ludwig Trifellner (BFV, DFB) hat mich enorm geprägt und mich als Trainer weiter gebracht. Ich hoffe, das nächste Jahr wird ähnlich erfolgreich wie das letzte.
Theo: Wie sieht das österreichische Leistungsniveau im Vergleich zum deutschen auf der Torspielerposition aus?
René: Wir haben gute Torspieler in der Bundesliga, aber nach unten hinken wir Deutschland und der Schweiz schon hinterher. Es fehlt an der Dichte im Breitensport und Amateurbereich. Deutschland hat Weltklasse Keeper. Das ist in Österreich eher Vergangenheit. Was mich beeindruckt ist die hohe Leistungsdichte der deutschen Torhüter auch in der 2. und 3. Liga. Die spielen alle auf einem sehr hohen Niveau
Theo: Deutschland hat nach der EM 2004 die NLZ bzw. ausgesprochen die Nachwuchsleistungszentren eingerichtet, um den Nachwuchs noch besser zu fördern. Wie sieht das in Österreich aus? Wie funktioniert das österreichische Fördersystem?
René: In Österreich funktioniert es ähnlich. Wir nennen es nur anders. Akademien der Bundesliga-Vereine, Landesausbildungszentren und Förderzentren vom ÖFB (Österreichischer Fußballbund) wie in St. Pölten zeigen schon, dass wir auf einem guten Weg sind. Wichtig wird es sein, Basis und Spitze ähnlich gut zu entwickeln. Persönlich denke ich, müssen wir noch mehr professionalisieren, was die Traineraus- und Fortbildung und die Trainingsvorraussetzungen angeht. Aber dafür bräuchte man, wie so oft, Geld.
An sich gehen wir schon einen ordentlichen Weg. Das beweisen auch hervorgebrachte Torspieler. Nun heißt es dieses Fördersystem, Schritt für Schritt zu verbessern.
Theo: Kann das österreichische Förder-System ähnliche Erfolge wie das Deutsche erzielen?
René: Das ist schwer zu sagen. Ich denke wir haben viel Potenzial auf der Torwartposition. Mit Roland Goriupp haben wir nun einen absoluten Fachmann an der Spitze der Torwartausbildung im ÖFB. Das war für mich ein wichtiger Schritt für die nächsten Jahre. Um erfolgreicher zu sein, ist es auch wichtig eine optimale Trainerausbildung zu haben. Hier macht Österreich bei der Torwarttrainerausbildung gerade den nächsten Schritt.
Mittelfristig wäre es sehr wichtig, dass wir mehr Torwarttrainer in Profi Stellen im Nachwuchsbereich installieren könnten.
In der 2., 3. und 4. Liga wäre es wichtig bei jedem Training, Torwarttrainer mit dabei zu haben. Hier haben wir definitiv Aufholbedarf in der Breite. Das sind Bereiche, wo wir an große Nationen herankommen müssen. Es darf uns nicht passieren, dass ein 40-jährige Torhüter nicht aufhören kann, weil es zu wenige Nachwuchskeeper gibt. Wir brauchen mehr Talente, die den Sprung in den Seniorenbereich schaffen. Die Ausrede 80 Millionen (Einwohner in Deutschland) zu 8 Millionen (Einwohner in Österreich) zählt bei mir nicht. Österreich ist ein kleineres Land, aber wir haben bei uns gute Talente. Auch wenn wir nur 8 Millionen Einwohner sind.
Theo: Wie hat sich die Spielphilosophie der Torspieler in Österreich über die Zeit entwickelt?
René: Enorm, wenn ich schaue wie ich trainiert wurde oder was von mir als Spieler verlangt wurde. Viel mehr Konzentration auf die Hauptaufgabe des Torwarts: das Verhindern eines Gegentores. Dies hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich verändert. Der österreichische Profi-Fußball verlangt inzwischen Fußballspieler mit Torwartfähigkeiten auf der Torwartposition. Das ist eine ähnliche Entwicklung wie Deutschland.
Theo: Wie ist der Stellenwert des Torspielertrainers in einem Trainerteam?
René: Ligaabhängig und Trainer abhängig. Ich darf mich nicht beklagen, mein Stellenwert ist vergleichbar mit dem eines Co Trainers. Ich bin komplett eingebunden und werde auch in das Mannschaftstraining involviert. Unter Michael Zisser, dem ehemaligen Cheftrainer SC Kalsdorf, beispielsweise, habe ich Verantwortung in verschiedenen Bereichen übertragen bekommen. Mannschaftstaktik, Analysen, Defensivtraining, Einzelbewertungen von Feldspielern bis hin zur teilweisen Umsetzung auf dem Platz. Hier glaube ich müssen wir auch hin.
Der Torwarttrainer muss als Co-Trainer anerkannt werden und von sich aus Verantwortungen übernehmen. Er ist ein Spezialist, der einen immer höheren Stellenwert bekommt. Das müssen wir in Österreich auch erreichen, denn dann entwickeln sich auch Trainerteams und Mannschaften.
Theo: Ab welchem Niveau ist spielnahes Training wichtiger als das Grundlagentraining?
René: Ich denke, man sollte individuell erkennen wann es wichtig ist, denn es gibt unterschiedliche Kriterien und Stärken, die diese Antwort beeinflussen. Es heißt der Torwart muss die Basis können. Das stimmt auch, aber ich Stelle mir immer die Frage: Kann ich diese Basis nicht auch mit einfachen spielnahen Situationen trainieren? Ich bin überzeugt, dass es möglich ist. Als Trainer muss man sein Training und grundlegende Techniken in methodische Stufen einteilen. Daneben muss man das Können seiner Torhüter immer analysieren und einordnen, dann glaube ich, ist es früh möglich.
Theo: Wie groß siehst du die Chancen in Österreich Profi zu werden?
René: Das hängt von vielen Faktoren ab. Als Spieler denke ich, hat man Chancen. Man braucht Geduld, aber es gibt Beispiele von Vereinen, die regelmäßig Torhüter in den Profikader nehmen. Der Schritt zur Nummer 1 liegt dann wieder am Spieler und dem Umfeld, das zu diesem Zeitpunkt mit dem Spieler arbeitet. Ich kann nur jedem Spieler den Tipp geben, nie aufzugeben. Das ist der erste Schritt in den Profi-Bereich.
Als Trainer von seinem Job leben zu können ist in Österreich sehr schwer, weil oft die finanziellen Mittel bei den Vereinen fehlen.
Theo: Was macht deiner Meinung nach den Torspieler der Zukunft aus?
René: Der Torwart wird die komplexeste Position werden. Die Aufgaben und die damit verbundenen Fähigkeiten, sowie der Trainingsaufwand wird immens steigen. Das ändert natürlich auch die Anforderungen auf das Training.
Deshalb müssen sich die Torwarttrainer in Vereinen und Verbänden auf diese Entwicklung einstellen. Das geschieht gerade vor allem beim DFB unter Marc Ziegler. Auch in Österreich entwickeln sich die Dinge in eine gute Richtung.
80% Fußaktionen 20% Torwartaktionen. Dieser Trend wird sich glaube ich nicht ändern. Darum ist es wichtig diese Faktoren ins Training einzubinden.
Ebenso wird es immer wichtiger werden, die mentale Seite der Keeper auszubilden. Ein enorm hoher Stellenwert im Training wird das kognitive, Wahrnehmungstraining und die Taktik einnehmen. Die Dominanz einer Mannschaft beginnt beim Torwart, im Spielaufbau und bei der Persönlichkeit im Tor.
Theo: Du bist regelmäßiger Leser von torspielertraining.de. Was sollte bei torspieletraining.de besser werden?
René: Ich finde die Seite richtig gut. Vielleicht sollte man diese Interviews noch öfters machen und über spezielle Themen sprechen, die aktuell den Torwarttrainer und das Torwartspiel betreffen.
Theo: Vielen Dank für das Feedback und das Interview. Ich habe mit diesem Interview ja genau das angefangen 😉