Der Torwart wird durch den Handschuh definiert
Viele Berufe haben ihre Werkzeuge und Uniformen, über die die Berufung nach außen hin erkannt wird. Beim Torwart ist das wichtigste Werkzeug und Erkennungszeichen heute der Torwart-Handschuh. Dabei ist der Torwarthandschuh noch nicht wirklich alt. Alle wesentlichen Entwicklungen haben in den letzten 50 Jahren stattgefunden. Noch in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts spielten Torhüter der Top-Ligen oft ohne Handschuhe.
Noch heute sind die Handschuhe nicht im Regelwerk verankert. Sie sind weder verboten noch gefordert. Er muss lediglich optisch von den anderen Spielern zu unterscheiden sein. Die Handschuh werden also als eine Art Schutzgegenstand oder Accessoire angesehen. Wie ein Haargummi oder ein Kopfschutz. Das heißt wenn der Keeper in einer Spielunterbrechung mit einem Feldspieler nach Absprache mit dem Schiedsrichter tauscht, muss er nicht zwingend die Torwarthandschuhe anziehen.
Als Torspieler benötigt man weniger Handschuh und mehr Schuh. (Was ist der Unterschied zwischen einem Torwart oder Torhüter und einem Torspieler?) Als Torwart, Keeper oder Torhüter ist der Handschuh das, was heute die Position definiert. Der richtige Handschuh macht dabei das letzte bisschen aus. Wer keinen Ball fangen kann, fängt auch keinen Ball mit dem teuersten oder mit dem besten Handschuh. Technikfähigkeiten entscheiden primär, der Handschuh macht den letzten Rest aus. Deshalb empfehle ich natürlich trainieren, trainieren, trainieren. Wie Ihr das macht, seht ihr in meinen Videos:
- Die Torspieler- bzw. Torwarttechniken mit meinen Videos lernen
- Zentrale Bälle auf den Mann
- Seitliches Erhechten
- 1 gegen 1: Der Block
- Spieleröffnung und Seitlicher Abschlag
- weiter sollen folgen
Egal wie man das jetzt betrachtet, die Fragen, die jeden Torwart, Torhüter, Keeper und Torspieler interessieren, ist:
Was ist ein guter Torwarthandschuh?
Wie erkenne ich einen guten Handschuh?
Neben den Tormänner und Torfrauen fragen sich das natürlich auch die Eltern der Nachwuchsspieler. Die Kinder wollen natürlich die Handschuhe von den ganz großen Torspielern haben, die normaler weise viel zu teuer sind. Das die Kinder diese teuren Handschuhe haben wollen ist absolut klar. Dafür gibt es zwei Gründe:
- Einerseits lernt man normalerweise am Vorbild. Wenn das Vorbild schon so gut ist, muss der ja wohl Ahnung davon haben. Außerdem werde ich mit dem Handschuh dann vielleicht auch so gut wie mein Vorbild.
- Auf der anderen Seite wissen die Nachwuchs-Torspieler natürlich noch nicht worauf man achten muss. Auch ist es für die Kleinen noch nicht einzusehen, dass der Handschuh ein Werkzeug und keine Kompetenz ist.
Damit kann man viel Geld für Nichts ausgeben.
Nicht selten wird in der Mannschaft oder im sozialen Umfeld darüber diskutiert, lag das Gegentor am Handschuh oder hat der Torwart gepatzt. Das kann man klar beantworten. Für die Handschuhe ist der Torwart verantwortlich. Lag es an den Handschuhen, dann lag es immer an der falschen Entscheidung des Torwarts. Sven Ulreich und Ron-Robert Zieler stand in den letzten Wochen immer einmal wieder in der Kritik, da sie scheinbar (für Fußballkommentatoren) Fehler gemacht haben. Unter den Handschuh-Experten wird darüber philosophiert, ob es nicht vielleicht der Handschuh war. Würden sie einen anderen Handschuh spielen, würde über Sven (Adidas) und Robert (Uhlsport) nicht diskutiert werden. Fertig!
Bevor man überhaupt in einen Laden oder auf eine Internetseite geht um Torwarthandschuhe zu kaufen, sollte man ein paar Sachen über dieses Produkt und das Geschäft mit Torwarthandschuhen wissen.
Um es vorweg zu nehmen: Wer einen Handschuh nur just for Fun sucht und keine sportlichen Ambitionen hat, kann ein ganz billiges Paar in seiner Größe suchen. Solche Modelle gibt es schon ab 10€ im Internet. (Torwarthandschuh bei Amazon
)
Der- oder diejenige muss eigentlich auch keine Torwarthandschuhe kaufen. Ein Paar Garten- oder Arbeitshandschuhe tut es zur Not auch.
In diesem Artikel geht es nur um wirkliche Top-Handschuhe.
Anforderungen an einen guten Torwarthandschuh
Die Top-Tormänner (nicht aber die Top-Torfrauen) dieser Welt bekommen über ihre Verträge Torwart-Handschuhe die man nicht im gewöhnlichen Handel kaufen kann. Das sind Top-Handschuhe, die mit einem Top-Belag ausgestattet werden. Für die teuren Profis werden die Handschuhe an die Handform des einzelnen Keepers angepasst. Das heißt, diese Handschuhe sind Einzelpaare oder Prototypen-Handschuhe, die nicht in einer industriellen Serie entstehen. Sie sind sehr teuer.
Diese Handschuhe haben dann nichts mit den Handschuhen zu tun, die es im Fachhandel gibt. Das sind dann Serienmodelle, die primär optisch dem Handschuh des teuren Werbeträgers ähneln. Damit sind diese Handschuhe im Handel immer teuer. Es muss ja die Werbung und das Sponsoring finanziert werden. Der Preis ist damit also ein schlechtes Kriterium für die Qualität. Wer das Thema ernst nimmt, muss sich damit in der Tiefe beschäftigen.
Neben diesen Prototypen-Handschuhen gibt es qualitativ natürlich noch weitere Handschuhe, die für unterschiedlich Zielgruppen ausgelegt werden. Es gibt auf der einen Seite Handschuhe für Hobbyspieler. Diese Handschuhe reichen meist gerade so, um einen Ball fest zu halten und kosten entsprechend wenig. Aber genau nach dieser Art Handschuhe sucht die Zielgruppe. Das ist in Ordnung
Auf der anderen Seite gibt es Handschuhe in einer mittleren Qualität für die Vereinsspieler, die regelmäßig Fußball im Tor spielen. Mittelmäßige Qualität ist hier das Motto bei vergleichsweise hohen Preisen. Häufig sind das die Handschuhe, die von den Profis angeblich getragen werden. Oft wünschen sich Kinder genau diese Handschuhe mit einem ausgeprägt schlechten Preis-Leistung-Verhältnis.
Die Außenseiter des Marktes verkaufen in manchen Fällen sehr gute Produkte. Sie sind allerdings selbst im Internet schwer zu finden. Wenn man aber einen guten Handschuh-Shop im Internet gefunden hat, ist das die Nadel im Heuhaufen. Da gibt es wirklich Leute die Ahnung haben, von dem was sie machen und Produkte zu absolut akzeptablen Preisen (manchmal für mein Gefühl sogar zu billig) verkaufen. Die Qualität liegt bei denen weit über dem Standard. Natürlich gibt es diese Handschuhe auch bei Adidas, Nike und Puma. Hier kosten dann die Handschuhe 130-140€. Das ist inakzeptabel teuer.
Gibt es einen Unterschied zwischen einem Torwart-Handschuh für das Training und einem Torwart-Handschuh für das Spiel?
Grundsätzlich sind die Anforderungen im Training und im Spiel andere. Beim Training geht es darum, die richtigen Techniken, Abläufe und Verhaltensweisen zu lernen. Im Spiel hat der Torwart bzw. der Torspieler Aufgaben. Hier muss der Tormann und die Torfrau funktionieren und liefern.
Damit ergeben sich auch schon die wichtigen Unterschiede. Ein guter Torwarthandschuh sollte, wenn es drauf ankommt, natürlich die Aufgabe des Zu-0-spielens erleichtern. Das macht er mit einem guten Belag und mit einem Gefühl, das er dem Torspieler gibt, der sie trägt.
Es gibt noch viele weitere Aspekte, wie der Torwarthandschuh die Aufgabe des Keepers erleichtern kann. Zum Beispiel kann ein Handschuh helfen in dem er dem Stürmer im Unterbewusstsein auffällt. Dann hat der Torwarthandschuh den gleichen Irritationseffekt wie ein neonfarbenes Trikot (Warum haben viele Keeper neonfarbene Trikots?). Oder der Torwarthandschuh kann durch Unauffälligkeit die Integration in die Mannschaft erleichtern.
Der Keeper muss sich im Spiel unter allen Bedingungen und in jeder Situation gut und wohl in seinen Handschuhen fühlen. Er darf keine Angst haben, dass ihm Bälle durchrutschen.
Die Anforderungen an den Spielhandschuh ist also der perfekte Torwarthandschuh. Die Anforderung an den Trainingshandschuh ist ein ausreichender Schutz.
Ich mache es so, dass meine nicht mehr perfekten Spielhandschuhe zu Trainingshandschuhen werden. Damit spare ich eine Menge Handschuhe. Im Training ist der fehlende Grip gerade gut, da sich auch kleinste Fehler rächen.
Bei den Trainingshandschuhen braucht man übrigens die Handschuhe auch nicht Paarweise wegschmeißen. Wenn man den gleichen Handschuh spielt, lassen sich ja immer wieder Paare bilden. Dabei erkennt man dann auch mit der Zeit, ob man auf einer Seite Schwächen hat. Habe ist mehr linke als rechte Handschuhe, sollte ich an meiner Technik rechts arbeiten und umgekehrt.
Aufbau des Torwarthandschuhs
Die wesentlichen Faktoren für die Auswahl eines Torwarthandschuhs sind
- Schnitt
- Größe
- Belag
Schnitt des Torwarthandschuhs
Der Schnitt von Handschuhen ist im Wesentlichen Geschmacksache. Manche mögen Übergröße, manche mögen eher eng anliegende Handschuhe. Ich selber spiele passgenaue Handschuhe am liebsten.
Manche wollen Rollfinger mit Innen- manche Rollfinger mit Außennähten. Hier gilt es aus zu probieren, was einem liegt. Ich spiele Rollfinger mit Innennähten.
Wichtig für das Wohlfühlen ist:
- Habe ich genügend Bewegungsfreiheit mit den Handschuhen?
- Habe ich das Gefühl, dass die Finger genügend geschützt sind?
- Verrutschen die Handschuhe beim Fangen nicht?
- Kann ich mit den Handschuhen Überheben und Fausten?
Jeder sollte für sich entscheiden: Welcher Schnitt fühlt sich für mich am Besten an? Welche Form spielt sich für mich am besten? Alles kann passen. Je mehr unterschiedliche Schnitte man ausprobiert hat, desto sicherer kann man sich sein, dass man den für sich selbst besten Schnitt gefunden hat. Vielleicht ist es aber für dich alles nur heiße Luft. Dann kaufst du die billigeren oder die, bei denen du das beste Gewissen hast.
Größe der Torwart-Handschuhe
Eine weitere Philosophiefrage zu den Handschuhen des Torwarts ist die Größe. Handschuhe werden immer passend oder in Übergröße gespielt. Dabei gibt es folgende wesentlichen „philosophischen“ Positionen:
- Größere und grelle Handschuhe irritieren den Gegner und erleichtern so die Arbeit des Torwarts.
- Hat der Handschuh eine ähnliche Farbe wie die Feldspieler-Trikots wird die Integration des Torspielers in den Spielaufbau der Mannschaft erleichtert.
- Größere Handschuhe geben beim Überheben dem Ball vielleicht einen Tick mehr Ablenkungsimpuls. Das reicht vielleicht, um den Ball am Tor vorbei abzulenken.
- Passgenaue Handschuhe verrutschen nicht und geben so eine bessere Rückkopplung beim Fangen und Fausten. Das ist bei größeren Handschuhen nicht so.
Nach meiner Erfahrung spielen Torwart-Technik-verliebte Spieler, wie zum Beispiel ich, eher passgenaue Handschuhgrößen, während die Spekulanten und Schauspieler eher Übergrößen spielen. Das gilt aber nicht generell. Es ist eben Geschmacksache.
Die Größen variieren von Modell zu Modell. Um die richtige Größe zu finden, muss man also ein wenig probieren. Sucht man die passende Größe, kann man grob wie folgt vorgehen. Du misst die Breite deiner Hand, wie im Bild gezeigt. Dann nimmst du den Messwert und suchst dir die ungefähr passende Größe heraus.
Belag des Torwart-Handschuhs
Der Belag ist – meiner Meinung nach – neben der Größe das wichtigste Kriteriun für einen Handschuh, denn dieser bestimmt, ob ich einen Ball fange oder nicht. Es gibt Handschuhe mit allen möglichen Belägen, die spezielle Eigenschaften versprechen.
Beispielsweise haben Hartplatz- bzw. Kunstrasen-Handschuhe einen schlechteren Grip als normale Handschuhe. Sie halten dafür länger. Im Just4Fun-Bereich ist dieser Belag perfekt. Er verschleißt nicht. Die Handschuhe halten ewig. (zum Beispiel Derbystar Kinder Torwarthandschuhe Attack XP10, Training, Derbystar Fußball Torwarthandschuhe Attack XP11, Training weiß blau orange, 2648)
Ich selbst bevorzuge Handschuhe mit hochwertigem Latex. Hier geht es um den besten Grip. Ich habe ja schon einmal erklärt, wie ich das mit meinen Handschuhen mache. Hier nochmal die kürzest mögliche Zusammenfassung:
Ich habe immer zwei Paare, die ich benutze. Ein Handschuhpaar ist ganz neu und der Traum eines jeden Torwarts. Diese benutze ich nur für den Wettkampf. Ein zweites Paar ist ein altes Spielpaar. Der Zustand ist teilweise sehr schlecht, weshalb ich diese Handschuhe ausschließlich zum Training anziehe. Wenn ein Trainingshandschuhpaar unbrauchbar ist, werden die Spielhandschuhe zu Trainingshandschuhen. Dann bekomme ich ein neues Spiel-Paar.
Wie erkenne ich jetzt einen guten Handschuh-Belag?
Dafür gibt es drei Kriterien.
1. Der Belag hat eine Stärke von ca. 3mm. Er fühlt sich weich an und quillt deutlich auf, wenn er feucht wird.
2. Der Hersteller kann die Handschuhe nicht mit der Handinnenseite aneinander liefern. Wenn doch muss der Hersteller eine Folie zwischen die Handschuhe legen, da diese sonst zusammen kleben würden. Bei einem wirklich guten Belag ist auf dem Belag eine Plastikfolie befestigt, was notwendig ist, damit der Belag während der Herstellung nicht mit den Werkzeugen verklebt. Aus deiner eigenen Beobachtung weißt du, das ist bei vielen teuren Handschuhen nicht der Fall.
3. Als letzten einfachen Test versuchst du deine Hand über die Belagfläche zu schieben. Du brauchst dafür etwas Erfahrung. Bei einem guten Belag merkst du die Klebewirkung des Belags. Es ist schwer mit der Hand über den Belag zu ziehen. Dabei stellst du fest, ob der Verschleiß des Handschuhs gering ist und wie der Grip ist.
Bei diesem Schnelltest für die Haltbarkeit, prüft man die Beständigkeit des Handschuhes gegen eine Kraft die nicht rechtwinklig nach hinten zeigt, sondern am Belag nach unten bzw. quer auf dem Belag wirkt. Das ist eine extreme Bedingungen, der viele Handschuhe nicht gewachsen sind.
Klar kann man sich fragen, wann kommt so eine Krafteinwirkung im Spielbetrieb vor? Die Antwort lautet bei Bällen mit starkem Effekt, wenn man mit dem Handschuh über den Boden reibt oder wenn man den Ball nur noch gerade so mit den Fingerspitzen oder nicht sicher hält. Man erkennt also, dass diese Situation im Spiel und im Trainingsbetrieb gar nicht so selten vorkommt. Im Gegenteil. Ich würde sagen, dass diese Art Belastung für den Torwarthandschuh bei fast jeder Torwartaktion auftritt.
Das ist natürlich eine extreme Bedingung und das bedeutet auch, das die Handschuhe einer extremen Belastung, die in der Physik Scheerbelastung genannt wird, ausgesetzt wird. Diese Scheerbelastung beschreibt zwei Kräfte, die wie eine Schere sehr eng aneinander vorbei reiben. Das ist der Tod für jeden Handschuh und ist der Grund warum die meisten Handschuhe auf einem schlechterem Kunstrasen schneller verschleißen als auf Naturrasen.
Diese Kraft ist also der Grund für nahezu alle Handschuh-Tode. Leider hilft dagegen nicht viel. Wichtig ist, Latexbeläge nur nass zu spielen. Das erhöht den Grip und verlängert die Lebensdauer. Eine gute und liebevolle Pflege kann die Lebensdauer deutlich verlängern. Das vernachlässigen viele Torwarte. Leider, denn sie nehmen so sehr hohe Kosten auf sich, die so nicht unbedingt nötig sind. Ausgaben, die man so nicht unbedingt braucht und von denen man sich einige Extra-Trainings finanzieren kann.
Latex-Beläge für Torwart-Handschuhe
Noch ein bisschen zu den Belägen: Wie gesagt spielten in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die meisten Torhüter noch ohne Handschuh. Ab den 70er würden dann Woll-, Leder oder Arbeitshandschuhe getragen. Sepp Maier beschriebt zur WM 1970 wie er sich Frottee-Beläge für seine Handschuhe machen ließ, weil er beim Abtrocknen eines Balls feststellte, dass der Frottee am Ball klebte.
Später gab es dann Experimente mit Lederhandschuhen mit Gummi-Belag und zum Beispiel auch Tischtennis-Schläger-Belägen. In Deutschland war das in Person Wolfgang Fahrian der das 1966 in den Handel brachte. Diese Versuche waren alle nicht besonders vom Erfolg gekrönt.
Es wurde experimentiert mit Latex als Einlegeschuhsohlen für Fußballschuhe. Dabei fiel auf, dass der Latex am Fußball klebte. Damit wird die Idee vom Latex-Belag geboren.
In der Folge entwickelte Reusch mit Sepp Maier den ersten Handschuh mit Latexbelag. Dieser Belag hört auf den Namen Soft-Grip. Zu diesem Zeitpunkt waren Firmen wie Adidas und Nike noch Schuster, die über das Thema Handschuhe nur die Nase rümpfen konnten. Neben Reusch waren damals die großen Hersteller von Handschuhen Uhlsport und Umbro.
Der Belag Soft-Grip wird heute noch als so genannter Trocken-Handschuh-Belag verkauft. Dieser Belag ist aber von der Entwicklung überholt worden. Dieser einstige Top-Belag ist heute nur noch unteres Mittelmaß.
Heute gibt es in Deutschland (Latico) und in Spanien (Spumatex) je einen Hersteller von Belagschaum. In China finden sich auch Produktionsstätten. Der Latex aus China wird auch als deutscher Qualitätsbelag verkauft, ist mit dem spanischen und deutschen von der Qualität nicht vergleichbar. Der Qualitätsführer ist heute die deutsche Firma Latico, die als einzige das obere Qualitätsende bedient. Diese Firma entwickelt für alle großen und alle guten Handschuhhersteller in der Stille und Anonymität Beläge.
Bei den Schäumen gibt es unterschiedliche Trägermaterialien, die aber für den Laien schwer auseinander zu halten sind. Sie spielen auch eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist eine Stärke des Schaums von 3 mm. Mehr Belagdicke wird beim Fangen instabil und weniger führt bei vielen harten Schüssen gerade in den oberen Ligen zu brennenden Händen und zu einem schlechteren Grip.
Regen- und Trockenbelege für Torwarthandschuhe
In der Werbung findet man dann oft die Bezeichnung Regen- bzw. Nasshandschuh. Gibt es Handschuhe, die für Regen besser geeignet sind? Die Antwort ist ja. Braucht man eine Unterscheidung? Die Antwort ist nein. Ein Trockenhandschuh ist in der Regel ein Handschuh mit Soft-Grip-Belag. Das ist der erste Belag, der wirklich gut war. Heute ist dieser Belag nur noch das untere Qualitätsende.
Die Top-Beläge werden immer nass gespielt. In der Praxis ist es also gar nicht relevant, ob ich einen Trocken- oder Nassbelag spiele. Der hochwertige Nassbelag ist also der wirkliche Top-Belag und der Trockenbelag ist nur der technisch zweitklassige Belag zum abkassieren der großen Marken. Dem Trocken-Handschuh fehlt schlicht und einfach das letzte bisschen Grip.
Wenn man also einen guten Handschuh sucht, kann das nur ein Nass- oder Regenhandschuh sein. Die Nischenanbieter, die von ihrem Geschäft wirklich etwas verstehen, verzichten auf die Unterscheidung.
Finger-Schutzsysteme für Torwarthandschuhe
Es gibt zahlreiche Torwarthandschuhe mit diversen Fingerschutzsystemen. Das System Fingersafe ist markenrechtlich geschützt. Deshalb lassen sich die Hersteller von solchen Handschuhen gerne viel einfallen, diese Bezeichnung zu umgehen.
Warum gibt es diese Fingerschutzsysteme? Ich glaube, dass diese Handschuhe mit Fingerschutzsystemen bzw. Fingersafe primär mit der Angst vor dem Ball verkauft werden. Diese Systeme funktionieren alle so, dass hinter dem Finger eine Verstärkung in den Handschuh eingelassen wird. Diese ist aus Kunststoff und soll den Finger gegen das nach hinten wegknicken schützen.
Ich kenne jetzt keine belastbaren Untersuchungen zu dem Thema. Natürlich ist es schmerzhaft, wenn der Finger umknickt. Tatsache ist aber, das die Verletzungen des Torwarts auf Grund des Versagens des Fingersafes auch nicht ungefährlich sind. Nach meinem Gefühl ist der Kapselriss dann das kleinere Problem. Ich lehne deshalb alle Fingerschutzsysteme grundsätzlich ab.
Sollte jemand meinen, er braucht so ein System, dann bitte mindestens darauf verzichten, wenn Folgendes gilt
- Du hast gesunde Finger.
- Du trainierst Technik.
- Du beginnst mit dem Torwartspiel oder spielst als ballorientierter Torspieler.
Besser als die Fingersafe- / Fingerschutz-Systeme ist das Tapen. Alle Finger mit Ausnahme des Daumengelenks lassen sich mit diversen Tape-Techniken perfekt stützen. (Das Daumengelenk wird mit den Fingerschutzsystemen aber auch nicht geschützt.) Mit dem Tapen wird das Gleiche erreicht, ohne dass der Torspieler ein zusätzliches Risiko eingeht. Bei Tapen kann dann das einzelne lädierte Gelenk unterstützt werden. Damit verliert man dann auch viel weniger Ballgefühl.
Nachhaltigkeit von Torwart-Handschuhen
Ich finde es wichtig, auch darauf zu achten, dass die Produkte, die ich kaufe nachhaltig sind. Dazu sind meiner Meinung drei Faktoren wichtig
- Umweltschutz
- Herstellbedingungen
- Haltbarkeit
Fangen wir mit dem Umweltschutz an. Bei der Herstellung von hochwertigen Torwarthandschuhen werden Weichmacher für den Latex benötigt. Das ist ein wichtiger Aspekt. Meiner Meinung nach sollten deshalb Just4Fun-Spieler mit geringen Technik-Fähigkeiten auf Latexbeläge verzichten und Hardplatzbeläge spielen. Das sind dann oft auch die billigsten Handschuhe.
Bei der Herstellung gibt es – glaube ich – kaum Umweltbelastungen. Wichtiger ist hier der Sozialstandard bei der Herstellung und der Verzicht auf Kinderarbeit. Der Sozialstandard ist sicher vom Produktionsland abhängig. Die meisten Torwarthandschuhe kommen aus Thailand, Vietnam und Pakistan. Das sind alles Länder, in denen die Sozialstandards nach deutschem Verständnis nicht besonders toll sind. Wichtig ist aber, dass keine Kinder die Handschuhe nähen.
Über die Sozialstandards und Kinderarbeit gibt es kaum Angaben der Hersteller. Ich weiß nur von contact Goalkeeper Gloves, dass dort der Anspruch an die Arbeiter sehr hoch ist. Das ist hier aber eine Folge des extrem hohen Qualitätsstandards. Die Arbeiten sind zu anspruchsvoll, dass Kinder hier eingesetzt werden können. Für das Zuschneiden, Stanzen und Nähen können nur qualifizierte Facharbeiter eingesetzt werden, die natürlich immer besser gestellt werden müssen.
Dann bleibt noch das Kriterium Haltbarkeit. Der größte Verschleiß resultiert aus falscher Technik. Das hat mit dem Handschuh nichts zu tun. Für die Nachhaltigkeit des Belags ist das Verschleißverhalten wichtig. Ich habe in der letzten und dieser Saison contact All Stealth Black gespielt. Für zwei- bis dreimal Torspielertraining, drei- bis viermal Mannschaftstraining und ein bis zwei Spielen je Woche, habe ich 4 Paar Handschuhe in der Saison 2016/17 verbraucht. Das ist nachhaltig.
Was kostet jetzt ein guter Torwarthandschuh?
Für ein Kind bekommt man brauchbare Kinder-Torwart-Handschuhe schon für 25-30€. Das ist dann eher ein Nischenanbieter und keine große Marke.
Bei den Handschuhen für Erwachsene kosten die Größen bis ca. 11 ca. 60-70€ je Paar. Übergrößen ab 12 sind teilweise deutlich teurer. Die großen Marken wie Adidas, Puma und Nike verkaufen gleichwertige Handschuhe für 130 bis 140€.
Wie pflegt man einen guten Torwart-Handschuh?
Die Pflege ist für einen guten Handschuh besonders wichtig. Man muss Handschuhe besonders pflegen, sowohl wenn sie frisch aus der Verpackung kommen, als auch wenn sie immer älter werden.
Das Ritual des Torwarts ist, einen neuen Handschuh auszupacken. Das hat die Industrie erkannt und verpackt die billigsten Handschuhe in die teuersten Packungen. Es geht aber nicht um die teure Packung. Die Handschuhe kommen aus der Packung und dann beginnt die Feier: Die Folien, die den Belag vor Schäden und Verkleben schützen sollen, wird abgezogen. Bei einigen Top-Belägen ist die Folie mit dem Handschuh vernäht, da sonst die Latex-Rollen in der Herstellung und die Handschuhe nicht gelagert werden können. Der Latex verklebt sonst.
Ist die Folie entfernt wird etwas Wasser auf den Belag gesprüht, damit der Belag aufquellen kann. Der Belag wird durch das Aufsprühen des Wassers mindestens 1 mm dicker. Das ist Ritual und man kann gut darauf verzichten.
Die Handschuhe werden jetzt gewaschen. Für die Wäsche wird jeder Handschuh in einen Stoffbeutel gesteckt. Dann wird der Handschuh bei 30° im Schonwaschgang gewaschen. Bitte nicht schleudern.
Viele Handschuhhersteller bieten teure Handschuhwaschmittel an. Dabei handelt es sich um gewöhnliche Feinwaschmittel. Hier ist die Empfehlung von Stiftung Warentest sicher die Kompetenteste. Stiftung Warentest empfiehlt den Verzicht auf Feinwaschmittel und die Nutzung eines gewöhnlichen Colorwaschmittels.
Ich empfehle ausdrücklich, auf die teuren Handschuhwaschmittel zu verzichten. Das Geld ist in einer guten Ausrüstung oder einem zusätzlichen Torwarttraining besser aufgehoben. Aktuell empfiehlt die Stiftung Warentest als Colorwaschmittel bei Netto Marken-Discount das Waschmittel „Bravil Color Ultra“, bei Edeka „Gut & Günstig Color Plus“, „Tandil ultra-plus“ von Aldi (Süd) und „Una pro-aktiv“ von Aldi (Nord) (Quelle: Stiftung Warentest).
Nach dem Waschen und wenn die Handschuhe sehr nass sind, müssen sie getrocknet werden. Zum Trocknen müssen die Handschuhe entweder mit Zeitungspapier ausgestopft oder auf den Bügel gehängt werden. Auf keinen Fall den Wäschetrockner verwenden oder die Handschuhe in die Sonne hängen. Das ist der natürliche Feind des Handschuhgrips. Nichts ist schlimmer, als wenn das Trocknen zu schnell erfolgt. Damit wird der Grip zwei extremen ausgesetzt die den Belag stark schädigen können.
Man muss den Handschuh jetzt möglichst konstant leicht feucht halten. Man kann sich den Belag als eine Art Schwamm vorstellen. Wenn der Belag oder das Latex feucht ist, dehnt es sich aus. Wenn der Handschuh sehr trocken ist, zieht sich der Belag zusammen. Diese Strapazen vom hin und herziehen sind für das Latex und den Handschuh schlecht und eher unnötig. Es führt dazu das der Belag in feuchtem Zustand immer weniger aufgeht und so den Grip zunehmend verschlechtert. Auch wird das Material zerrieben.
Der getrocknete Handschuh wird in Plastiktüten gelagert. Jeder Handschuh in einer eigenen Tüte.
Wird der Handschuh schmutzig oder beginnt er zu stinken wird der Handschuh wieder gewaschen. Das Waschen hilft in der Anfangsphase eher, den Grip zu verbessern, da die Weichmacher aus der Herstellung aus dem Handschuh gespült werden. Man sollte es aber dennoch nicht übertreiben, da das häufige Waschen irgendwann anfängt den Belag zu schädigen. Ein guter Handschuh sollte ca. 50 mal gewaschen werden können, ohne darunter zu leiden. Danach ist es in der Regel dann bestenfalls ein Trainingshandschuh oder eure Mama, Frau oder Freundin ist eine Handschuh-Göttin.
Mit einer guten Pflege erhält man die Haltbarkeit eines guten Grips möglichst lange. Aber wie lange? Ein guter Belag muss mindestens ein viertel Jahr überstehen. Ohne wenn und aber.
Die Haltbarkeit eines Handschuhs ist sehr wichtig. Wenn der Grip nur für die ersten zwei Spiele aufrecht erhalten werden kann, ist der gesamte Belag minderwertig. Egal wie viele Bälle man durch den Handschuh sicher gehalten hat. Ein guter Belag zeichnet sich durch eine hohe Haltbarkeit aus.
Pflege der Torwarthandschuhe am Spieltag
Ein guter Handschuh muss nass gespielt werden. Dazu kann man die Innenseiten vor dem Aufwärmen und vor dem Spiel unter fließendes Wasser halten. Das Wasser muss über den Belag laufen.
Einige Keeper nehmen auch noch ein triefend nasses Handtuch mit auf das Feld. Dieses Handtuch wird mit den Handschuhen immer wieder ausgedrückt. Dabei saugt sich der Belag mit Wasser voll.
Nach dem Spiel wird der Handschuh getrocknet. Auf keinen Fall den Handschuh in die Sonne legen oder mit dem Fön trocknen. Bei dieser extremen Belastungen wird der Grip beschädigt.
Der Torwart-Handschuh im Wandel der Zeit
Wir haben jetzt alles rund um den Torwarthandschuh durch. Von oben bis unten haben wir Handschuh analysiert und geguckt, was einen wirklich guten Handschuh ausmacht. Jetzt fehlt mir noch eine kleine geschichtliche Analyse.
Fangen wir bei den Anfängen des Fußballs. Der Fußball im ausgehenden Mittelalter war nicht als so einer erkennbar. Es gab damals eher eine Mischung aus Rugby und Fußball, denn beide Interpretationsarten entsprangen aus dieser Sportart.
Im Mittelalter war Fußball ein Männersport im Sinne von: Alles ist erlaubt Hauptsache der Ball ist im Tor. Sinn der Sache war die Männer für die Schlacht fit zu halten. So weit so gut. Allerdings wurde das Spiel nach den ersten Todesfällen in der Renaissance verboten.
Später wurde es wieder ausgegraben von Studenten, die dem Ganzen regeln verpassten. Dabei schieden sich aber die Geister. Die einen wollten, dass weiterhin alles erlaubt war, die anderen nicht. So entstand also auf der einen Seite Rugby und auf der anderen Fußball.
Schnell wurden die allgemeinen Fußballweisheiten klar. Defensive ist wichtiger als Offensive und es meldeten sich die ersten faulen Leute, die nicht laufen wollten und stellten sich breitwillig ins Ziel des Spiels, das Tor. Diese hatten dann nicht mal Handschuh an und haben wie alle anderen auch zivil an.
Nach und nach entwickelte sich der Fußball zu einer angesehenen Sportart des Adels, der salonfähig war. Es folgte die erste Bedeckung der Hände des Torwarts. Mit was war egal.
In der Moderne wurde der Fußball zunehmend professioneller. Die Torhüter liefen mit Woll-Handschuhen auf. Hier ging es zunächst darum, das Brennen der Hände nach einem harten Schuss zu vermeiden.
Schließlich entwickelte man die ersten spezielle Torwarthandschuhe. Mit der Zeit wurde das Torwartspiel professioneller und damit die Handschuhe des Torwarts. Richtige Latex-Beläge gibt es aber erst seit 1990ern.
Rückblickend kann man zum Thema Handschuhe nur sagen, dass wir heutzutage im Luxus schwelgen. Für die Weltmeister 1954 war es unvorstellbar Handschuhe zu sehen, geschweige denn zu tragen, die ich heute in die Klasse Just4Fun stecke. Heute erscheinen sie uns wie selbstverständlich.
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Hier gibt es einen sehr guten Ratgeber zu Torwarthandschuhen.